Publikation: Physiology and biochemical diversity of bacterial cholate degradation
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Zusammenfassung
Steroide sind weit verbreitete Naturstoffe, welche vor allem in eukaryotischen Organismen vorkommen und dort sehr verschiedene Funktionen erfüllen. In die Umwelt gelangen diese Verbindungen v.a. durch Abbau von pflanzlichem und tierischem Material und durch Exkretion. Bakterien können Steroide nur selten selbst bilden, jedoch sind viele Bakterien in der Lage, diese Verbindungen abzubauen oder zu transformieren. Über die Abundanz von Bakterien, welche Steroide in natürlichen Habitaten abbauen können, und über die Diversität der biochemischen Abbauwege ist bisher wenig bekannt. In dieser Arbeit wurde der bakterielle Steroidabbau anhand des Gallensalzes Cholat als Modellsubstanz untersucht. Cholat ist ein oberflächenaktives Steroid, welches eine C5 Acylseitenkette am Kohlenstoffatom C17 des Steroidgerüstes aufweist. Pseudomonas sp. Stamm Chol1 kann mit Cholat als einziger Kohlenstoff- und Energiequelle wachsen und dieses unter aeroben Bedingungen komplett zu CO2 abbauen. Hierbei geschieht der aerobe Abbau über den sogenannten 9,10-Seco Weg, welcher bisher der einzige gut untersuchte Abbauweg für Steroide unter aeroben Bedingungen ist. Die Seitenkette von Cholat wird vermutlich über β Oxidation abgebaut, wobei ein Acetyl- (C2) und ein Propionyl-CoA (C3) Rest abgespalten werden.
Im ersten Teil der Arbeit wurde der weitere Abbau von Acetyl- und Propionyl-CoA in Cholat gewachsenen Zellen von Stamm Chol1 untersucht. In Zellextrakten von Acetat-gewachsenen Zellen war die spezifische Aktivität der Isocitratlyase, des Schlüsselenzyms des Glyoxylatzyklus, 50-fach erhöht gegenüber Extrakten von Cholat gewachsenen Zellen. Dies zeigt, dass der Glyoxylatzyklus in Cholat-gewachsenen Zellen von Stamm Chol1 nicht induziert ist und Acetyl CoA über den Citratzyklus abgebaut wird. Der Abbau von Propionyl CoA war in Cholat-gewachsenen Zellen induziert, während dies in Succinat-gewachsenen Zellen, die auch nicht für den Abbau von Cholat induziert sind, nicht der Fall war. Weiterhin war die spezifische Aktivität der 2-Methylcitratsynthase, des Schlüsselenzyms des 2 Methylcitratzyklus, in Cholat- und Propionat-gewachsenen Zellen annähernd identisch, während die Aktivität in Succinat-gewachsenen Zellen 10-fach niedriger war. Dies bedeutet, dass Propionat, welches während des Cholatabbaus ensteht, durch den 2-Methylcitratzyklus abgebaut wird. In Transposonmutanten, welche die Seitenkette von Cholat nicht abbauen können und daher kein Propionyl-CoA bilden war die spezifische Aktivität der 2 Methylcitratsynthase sehr viel niedriger. Folglich induziert die Bildung von Propionyl-CoA während des Cholatabbaus durch Stamm Chol1 den 2 Methylcitratzyklus.
Im zweiten Teil der Arbeit wurden die Abundanz und die Biochemie von cholatabbauenden Bakterien in der Littoralzone des Bodensees untersucht. Mithilfe von Mikrokosmos-experimenten konnten wir zeigen, dass die endogene Mikrobengemeinschaft im Littoralssediment des Bodensees unmittelbar in der Lage war, Cholat zu transformieren.
Weiterhin wurden quantitative Anreicherungsexperimente mit verdünnten Sedimentproben des Littorals des Bodensees als Inokulum durchgeführt, welche zeigten, dass mehr als 1 % der kultivierbaren Bakterien in der Lage sind, Cholat abzubauen. Von diesen wurden fünfzehn Stämme als Reinkulturen isoliert, wobei drei weiter charakterisiert wurden. Der erste Stamm, Zoogloea sp. Stamm 1, ein β Proteobakterium, baut Cholat über den 9,10-Seco Weg ab, was sich an der vorrübergehenden Akkumulation der charakteristischen Intermediate dieses Weges, DHADD (7,12-Dihydroxy-1,4-androstadien-3,17-dion) und THSATD (3,7,12 Trihydroxy-9,10-secoandrosta-1,3,5(10)-trien-9,17-dion), im Kulturüberstand zeigte. Der zweite Stamm, Pseudomonas sp. Stamm 9, ein γ Proteobakterium, akkumuliert während des Wachstums mit Cholat vorübergehend das ∆1/∆4-Monoen von 3-Ketocholat, 7,12 Dihydroxy-3-oxopregna-1,4-dien-20 carboxylat (DHOPDC) und das ∆1/∆4 Monoen von DHOPDC im Kulturüberstand. Dies deutet darauf hin, dass dieser Stamm ebenso den 9,10 Seco Weg für den Abbau von Cholat nutzt. Aktivitäten von Cholat-oxidierenden Enzymen (3-Hydroxysteroid Dehydrogenase [3-Hsd] und 3-Ketosteroid Dehydrogenase [3Ksdh]) wurden in beiden Stämmen nachgewiesen. Während des Cholatabbaus durch den dritten Stamm, Dietzia sp. Stamm 2, ein amyceliales Actinobakterium, akkumulierten zwei bisher unbekannte Produkte (X1 und X2) im Kulturüberstand, während die typischen Intermediate des 9,10-Seco Weges nicht auftraten. Die UV Spektren dieser beiden Produkte unterschieden sich stark von den Spektren der Intermediate des 9,10-Seco Weges. Obwohl die Bildung von ∆1,4 3-Ketocholat in Dietzia sp. Stamm 2 durch HPLC und LC-MS Analyse nachgewiesen wurde, konnten keine Aktivitäten von 3-Hsd und 3 Ksdh in zellfreiem Extrakt gemessen werden. Jedoch wurde Aktivität einer Choly-CoA-Ligase in in vitro Experimenten gemessen. Dietzia sp. Stamm 2 konnte nicht mit DHOPDC, 7,12 Dihydroxy-3-oxochola-1,4,22-trien-24-oat (DHOCTO), DHADD und THSATD wachsen, welche charakteristische Intermediate des 9,10-Seco Weges in Stamm Chol 1 während des Abbaus von Cholat darstellen. Darüber hinaus inhibierten diese Verbindungen den Cholatabau durch Stamm 2 und förderten die Bildung der Produkte X1 und X2.
Diese Ergebnisse zeigen, dass Dietzia sp. Stamm 2 einen Abbauweg für Cholat nutzt, der sich von dem bekannten 9,10 Seco Weg unterscheidet. Zusammengefasst konnten wir zeigen, dass die Fähigkeit, Steroidverbindungen abzubauen innerhalb der kultivierbaren Bakterien in der Littoralzone des Bodensees sehr weit verbreitet ist. Die Entdeckung einen neuen Cholat-Abbauweges in Dietzia sp. Stamm 2 zeigt außerdem, dass die Diversität metabolischer Abbauwege für Steroidverbindungen bisher unterschätzt wurde.
Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
Steroids are ubiquitous natural compounds, present in eukaryotic organisms to fulfill various biological functions. Steroids enter into the environments via excretion by and decay of animals and plants. Steroids seldom occur in bacteria; however, bacteria are capable of transforming and degrading steroids. Knowledge regarding the abundance of bacteria present in a natural habitat capable of degrading steroids and the diversity of biochemical pathways for steroid degradation is scarce. In this thesis, bacterial steroid degradation was studied with the bile salt cholate as a model substance. Cholate is a surface-active steroid compound, in which a C5 acyl side chain is attached to the C17 position of the steroid skeleton. Pseudomonas sp. strain Chol1 is able to grow with cholate as the sole source of carbon and energy and degrades it completely to CO2 under oxic conditions via the 9,10-seco pathway, which is the only well-described pathway for aerobic degradation of steroid compounds. The C5 acyl side chain is presumably degraded by β oxidation during which acetyl- (C2) and propionyl-CoA (C3) moieties are released.
In the first part of this thesis, we investigated the degradation of acetyl- and propionyl-CoA moieties in cholate-grown cells of strain Chol1. In cell extracts of acetate-grown cells of strain Chol1, the specific activity of isocitrate lyase, the key enzyme of glyoxylate cycle, was 50 times higher than in cell extracts of cholate-grown cells of strain Chol1. These results showed that the glyoxylate cycle was not induced in cholate-grown cells of strain Chol1 indicating that acetyl CoA is degraded via the tricarboxylic acid cycle. The degradation of propionate was co induced along with cholate degradation in cholate-grown cells of strain Chol1, while in succinate-grown cells of strain Chol1, which were not induced for cholate degradation, propionate degradation was not co-induced. The specific activity of 2 methylcitrate synthase, the key enzyme of 2 methylcitrate cycle was almost equal in cholate- and propionate-grown cells of strain Chol1 while it was 10 times lower in succinate-grown cells of strain Chol1. These results indicate that propionate is degraded through the 2-methylcitrate cycle during cholate degradation in strain Chol1. The specific activity of 2 methylcitrate synthase was much lower in transposon mutants, that are blocked in the degradation of acyl side chain and therefore do not release propionyl-CoA. Thus, propionyl CoA is responsible for inducing 2 methylcitrate synthase in strain Chol1 during cholate degradation.
In the second part of this thesis, we investigated the abundance and biochemistry of bacteria present in the littoral zone of Lake Constance capable of degrading cholate. Microcosm experiments showed that the endogenous microflora present in the littoral zone of Lake Constance was able to readily transform cholate. Quantitative enrichment experiments performed with diluted littoral sediments sample of Lake Constance as inoculum showed the percentage of cholate-degrading bacteria among the cultivable bacteria was above 1 %. Fifteen different strains capable of degrading cholate were isolated. Three strains were characterized further. The first strain, Zoogloea sp. strain 1 (β proteobacterium), degraded cholate via the 9,10 seco pathway as indicated by the transient accumulation of the characteristic intermediates DHADD (7,12-dihydroxy-1,4-androstadiene-3,17-dione) and THSATD (3,7,12 trihydroxy-9,10-secoandrosta-1,3,5(10)-triene-9,17-dione) in the culture supernatant. The second strain, Pseudomonas sp. strain 9 (γ proteobacterium), degraded cholate and transiently accumulated ∆1/∆4-monoene of 3 ketocholate, 7,12 dihydroxy-3-oxopregna-1,4-diene-20-carboylate
(DHOPDC) and ∆1/∆4 monoene of DHOPDC indicating that Pseudomonas sp. strain 9 also followed the 9,10 seco pathway. The activities of cholate oxidizing enzymes, 3 hydroxy steroid dehydrogenase (3-Hsd) and 3-keto steroid dehydrogenase (3-Ksdh), were detected in both strains. During cholate degradation in the third strain, Dietzia sp. strain 2 (amycelial actinobacteria), two so far unknown products (compounds X1 and X2) accumulated transiently while the characteristic intermediates of the 9,10 seco pathway were not detected. The UV spectra of these two products were entirely different from the UV-spectra of steroid compounds occurring in the 9,10-seco pathway. Although ∆1,4 3 ketocholate was detected in Dietzia sp. strain 2 by HPLC and LC/MS analysis, the activities of 3-Hsd and 3-Ksdh could not be detected in cell extracts of Dietzia sp. strain 2. In the in vitro assays, the activity of cholyl CoA ligase was detected. Dietzia sp. strain 2 could not grow with DHOPDC, 7,12 dihydroxy-3-oxochola-1,4,22-triene-24-oate (DHOCTO), DHADD and THSATD, which are characteristic intermediates of the 9,10-seco pathway of cholate degradation in strain Chol1. Besides, these compounds inhibited cholate degradation by Dietzia sp. strain 2 and promoted the accumulation of compound X1 and X2. These results clearly showed that Dietzia sp. strain 2 harbors a pathway for cholate degradation, which is different from the 9,10-seco pathway.
Altogether, we could show that the capability for cholate-degradation is widespread among the cultivable bacteria present in the littoral zone of Lake Constance. The discovery that Dietzia sp. strain 2 degraded cholate via a new pathway suggests that the diversity of metabolic pathways for steroid degradation might be under-estimated.
Fachgebiet (DDC)
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SUVEKBALA, Vemparthan, 2011. Physiology and biochemical diversity of bacterial cholate degradation [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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In die Umwelt gelangen diese Verbindungen v.a. durch Abbau von pflanzlichem und tierischem Material und durch Exkretion. Bakterien können Steroide nur selten selbst bilden, jedoch sind viele Bakterien in der Lage, diese Verbindungen abzubauen oder zu transformieren. Über die Abundanz von Bakterien, welche Steroide in natürlichen Habitaten abbauen können, und über die Diversität der biochemischen Abbauwege ist bisher wenig bekannt. In dieser Arbeit wurde der bakterielle Steroidabbau anhand des Gallensalzes Cholat als Modellsubstanz untersucht. Cholat ist ein oberflächenaktives Steroid, welches eine C<sub>5</sub> Acylseitenkette am Kohlenstoffatom C17 des Steroidgerüstes aufweist. Pseudomonas sp. Stamm Chol1 kann mit Cholat als einziger Kohlenstoff- und Energiequelle wachsen und dieses unter aeroben Bedingungen komplett zu CO<sub>2</sub> abbauen. Hierbei geschieht der aerobe Abbau über den sogenannten 9,10-Seco Weg, welcher bisher der einzige gut untersuchte Abbauweg für Steroide unter aeroben Bedingungen ist. Die Seitenkette von Cholat wird vermutlich über β Oxidation abgebaut, wobei ein Acetyl- (C<sub>2</sub>) und ein Propionyl-CoA (C<sub>3</sub>) Rest abgespalten werden.<br /><br />Im ersten Teil der Arbeit wurde der weitere Abbau von Acetyl- und Propionyl-CoA in Cholat gewachsenen Zellen von Stamm Chol1 untersucht. In Zellextrakten von Acetat-gewachsenen Zellen war die spezifische Aktivität der Isocitratlyase, des Schlüsselenzyms des Glyoxylatzyklus, 50-fach erhöht gegenüber Extrakten von Cholat gewachsenen Zellen. Dies zeigt, dass der Glyoxylatzyklus in Cholat-gewachsenen Zellen von Stamm Chol1 nicht induziert ist und Acetyl CoA über den Citratzyklus abgebaut wird. Der Abbau von Propionyl CoA war in Cholat-gewachsenen Zellen induziert, während dies in Succinat-gewachsenen Zellen, die auch nicht für den Abbau von Cholat induziert sind, nicht der Fall war. Weiterhin war die spezifische Aktivität der 2-Methylcitratsynthase, des Schlüsselenzyms des 2 Methylcitratzyklus, in Cholat- und Propionat-gewachsenen Zellen annähernd identisch, während die Aktivität in Succinat-gewachsenen Zellen 10-fach niedriger war. Dies bedeutet, dass Propionat, welches während des Cholatabbaus ensteht, durch den 2-Methylcitratzyklus abgebaut wird. In Transposonmutanten, welche die Seitenkette von Cholat nicht abbauen können und daher kein Propionyl-CoA bilden war die spezifische Aktivität der 2 Methylcitratsynthase sehr viel niedriger. Folglich induziert die Bildung von Propionyl-CoA während des Cholatabbaus durch Stamm Chol1 den 2 Methylcitratzyklus.<br /><br />Im zweiten Teil der Arbeit wurden die Abundanz und die Biochemie von cholatabbauenden Bakterien in der Littoralzone des Bodensees untersucht. Mithilfe von Mikrokosmos-experimenten konnten wir zeigen, dass die endogene Mikrobengemeinschaft im Littoralssediment des Bodensees unmittelbar in der Lage war, Cholat zu transformieren.<br /><br />Weiterhin wurden quantitative Anreicherungsexperimente mit verdünnten Sedimentproben des Littorals des Bodensees als Inokulum durchgeführt, welche zeigten, dass mehr als 1 % der kultivierbaren Bakterien in der Lage sind, Cholat abzubauen. Von diesen wurden fünfzehn Stämme als Reinkulturen isoliert, wobei drei weiter charakterisiert wurden. Der erste Stamm, Zoogloea sp. Stamm 1, ein β Proteobakterium, baut Cholat über den 9,10-Seco Weg ab, was sich an der vorrübergehenden Akkumulation der charakteristischen Intermediate dieses Weges, DHADD (7,12-Dihydroxy-1,4-androstadien-3,17-dion) und THSATD (3,7,12 Trihydroxy-9,10-secoandrosta-1,3,5(10)-trien-9,17-dion), im Kulturüberstand zeigte. Der zweite Stamm, Pseudomonas sp. Stamm 9, ein γ Proteobakterium, akkumuliert während des Wachstums mit Cholat vorübergehend das ∆<sup>1</sup>/∆<sup>4</sup>-Monoen von 3-Ketocholat, 7,12 Dihydroxy-3-oxopregna-1,4-dien-20 carboxylat (DHOPDC) und das ∆<sup>1</sup>/∆<sup>4</sup> Monoen von DHOPDC im Kulturüberstand. Dies deutet darauf hin, dass dieser Stamm ebenso den 9,10 Seco Weg für den Abbau von Cholat nutzt. Aktivitäten von Cholat-oxidierenden Enzymen (3-Hydroxysteroid Dehydrogenase [3-Hsd] und 3-Ketosteroid Dehydrogenase [3Ksdh]) wurden in beiden Stämmen nachgewiesen. Während des Cholatabbaus durch den dritten Stamm, Dietzia sp. Stamm 2, ein amyceliales Actinobakterium, akkumulierten zwei bisher unbekannte Produkte (X1 und X2) im Kulturüberstand, während die typischen Intermediate des 9,10-Seco Weges nicht auftraten. Die UV Spektren dieser beiden Produkte unterschieden sich stark von den Spektren der Intermediate des 9,10-Seco Weges. Obwohl die Bildung von ∆<sup>1,4</sup> 3-Ketocholat in Dietzia sp. Stamm 2 durch HPLC und LC-MS Analyse nachgewiesen wurde, konnten keine Aktivitäten von 3-Hsd und 3 Ksdh in zellfreiem Extrakt gemessen werden. Jedoch wurde Aktivität einer Choly-CoA-Ligase in in vitro Experimenten gemessen. Dietzia sp. Stamm 2 konnte nicht mit DHOPDC, 7,12 Dihydroxy-3-oxochola-1,4,22-trien-24-oat (DHOCTO), DHADD und THSATD wachsen, welche charakteristische Intermediate des 9,10-Seco Weges in Stamm Chol 1 während des Abbaus von Cholat darstellen. Darüber hinaus inhibierten diese Verbindungen den Cholatabau durch Stamm 2 und förderten die Bildung der Produkte X1 und X2.<br /><br /><br />Diese Ergebnisse zeigen, dass Dietzia sp. Stamm 2 einen Abbauweg für Cholat nutzt, der sich von dem bekannten 9,10 Seco Weg unterscheidet. Zusammengefasst konnten wir zeigen, dass die Fähigkeit, Steroidverbindungen abzubauen innerhalb der kultivierbaren Bakterien in der Littoralzone des Bodensees sehr weit verbreitet ist. Die Entdeckung einen neuen Cholat-Abbauweges in Dietzia sp. Stamm 2 zeigt außerdem, dass die Diversität metabolischer Abbauwege für Steroidverbindungen bisher unterschätzt wurde.</dcterms:abstract> <dc:date rdf:datatype="http://www.w3.org/2001/XMLSchema#dateTime">2011-07-12T06:39:29Z</dc:date> <bibo:uri rdf:resource="http://kops.uni-konstanz.de/handle/123456789/13981"/> <dcterms:issued>2011</dcterms:issued> </rdf:Description> </rdf:RDF>