Publikation: Genetische Studien an forensisch Untergebrachten? : Klinische, ethische und juristische Überlegungen
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Hintergrund: Forschung an Menschen im Freiheitsentzug wirft schwerwiegende Fragen auf. Dies gilt insbesondere für verhaltensgenetische Studien. Fragestellung: Bringt der Einschluss forensisch-psychiatrisch Untergebrachter in genetische Studien einen Erkenntnisgewinn und ist aus ethischer und juristischer Sicht grundsätzlich vertretbar? Methode: Auswertung vorhandener Literatur und interdisziplinäre Reflexion. Ergebnisse: Ausgehend von forschungsethischen Prinzipien und rechtlichen Normen werden zunächst Nutzen und Gefahren solcher Forschungsvorhaben unter Berücksichtigung der besonderen Situation von Proband:innen im Freiheitsentzug bedacht. Die grundrechtlich verbürgte Forschungsfreiheit rechtfertigt auch in der forensischen Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagenforschung. Deren möglicher Nutzen durch zukünftig verbesserte Behandlung ist vor allemgegenüber potenziellen Datenlecks und den aus einer unsachgerechten öffentlichen Rezeption von Forschungsergebnissen resultierenden Risiken abzuwägen. Mögliche Gefährdungen der freiwilligen und informierten Einwilligung in die Studienteilnahme werden im Lichte des ethischen Konzepts der Vulnerabilitäten genauer analysiert und Empfehlungen für eine vertretbare Umsetzung gegeben. Schlussfolgerungen: Der Einschluss forensisch untergebrachter Proband:innen kann aus ethischer und rechtlicher Sicht dadurch gerechtfertigt werden, die selbstbestimmte Einwilligung durch besondere organisatorische und verfahrensrechtliche Maßnahmen abzusichern, beispielsweise durch eine klare personelle und organisatorische Trennung von Vollzug und Forschung.
Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
Background: Research on people deprived of liberty raises serious questions, especially concerning behavioral genetic studies. Question: Does including criminally detained patients with mental disorders in genetic studies lead to a gain of new knowledge and can this be ethically and legally justified? Method: Evaluation of existing literature and interdisciplinary reflection. Results: After a review of research ethics and legal norms, we consider the benefits and risks of behavioral genetic research, taking the unique situation of test persons deprived of their liberty into account. The fundamental right to freedom of research also justifies foundational research in forensic psychiatry and psychotherapy. The possible future benefits of improving treatment plans must be weighed against the risks resulting frompotential data leaks and inappropriate public reception of research results. Then we analyze possible threats to voluntary and informed consent to study participation in more detail by the ethical concept of vulnerability. Alongside problems with grasping complex issues, above all dependencies and power dynamics in the correctional system play a pivotal role. Recommendations on the ethical and legal inclusion of this study population are given. Conclusion: Including criminally detained study participants can be ethically and legally justified when autonomous consent is supported by specific organizational and legal procedures and measures, for example via a clear professional and organizational separation of correction and research.
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ISO 690
BULLA, Jan, Josef Franz LINDNER, Daniela MIER, Thomas G. SCHULZE, Fanny SENNER, Kerstin SCHLÖGL-FLIERL, 2024. Genetische Studien an forensisch Untergebrachten? : Klinische, ethische und juristische Überlegungen. In: Der Nervenarzt. Springer. 2024, 95(3), S. 262-267. ISSN 0028-2804. eISSN 1433-0407. Verfügbar unter: doi: 10.1007/s00115-024-01624-6BibTex
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