Institutionelle Interaktion in der Weltgesellschaft : Am Beispiel von Arbeitsbesprechungen eines Dorfkrankenhauses in Kasachstan
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Zusammenfassung
In dieser Arbeit werden zwei zentrale Fragen gestellt, zu deren Beantwortung mit Hilfe einer empirischen Untersuchung von Arbeitsbesprechungen eine Grundlage bereitgestellt wird: 1) Wie lassen sich auf der Ebene sozialer Interaktion innerhalb institutioneller Umgebungen solcherlei Praktiken und Kompetenzen identifizieren und beschreiben, die Voraussetzung für die Teilnahme an weltgesellschaftlichen / weltkulturellen kommunikativen Formen sind? 2) Wie lässt sich vor dem Hintergrund der Weltgesellschaft das Verhältnis ihrer weitgehend standardisierten Institutionen zu den Eigenheiten lokaler sozio-kultureller Interaktionszusammenhänge und Institutionen angemessen konzeptualisieren und verstehen? In der Arbeit wird die These vertreten, dass die tendenziell weltweite (Wieder-) Erkennbarkeit einer großen Bandbreite kommunikativer Formen dadurch ermöglicht wird, dass sie zu den in der heutigen Weltgesellschaft globalisierten kommunikativen Formen gehören, mit denen Menschen aus ihrem Alltag als Mitglieder moderner Nationalstaaten und ähnlicher Einrichtungen vertraut sind, beispielsweise in ihrer Rolle als Angehörige einer der verschiedenen Bildungseinrichtungen, als Mitglieder zivilgesellschaftlicher Vereine, politischer Bewegungen, als Angestellte in der freien Wirtschaft, in staatlichen Einrichtungen, etc. Diese These wird anhand einer empirischen Untersuchung von Arbeitsbesprechungen in einem Dorfkrankenhaus des ländlichen Kasachstans untermauert. Die Fähigkeit und Kompetenz, weltgesellschaftliche kommunikative Formen irgendwo auf der Welt aufgrund einer vermuteten Identität von bekannten Abläufen, Zeichen, Symbolen und Infrastrukturen wiederzuerkennen, bezeichnet dabei nur eine Seite der Medaille. Demgegenüber stehen immer die spezifisch lokalen Anteile eines beliebigen interaktionalen Geschehens. Auch auf diese wird in der vorliegenden Arbeit eingegangen, wobei die soziale und kulturelle Dimension des interaktionalen Geschehens in den untersuchten Arbeitsbesprechungen im Zentrum steht. Ein hervorstechendes lokales Spezifikum der untersuchten Arbeitsbesprechungen liegt in der starken kommunikativen Orientierung an Statushierarchien, die zunächst einmal endogen, d.h. aus dem Untersuchungsfeld selbst heraus beschrieben werden. Es werden Eigenheiten eines konkreten Exemplars einer Arbeitsbesprechung-in-der-Weltgesellschaft identifiziert und im Detail dargestellt, um am empirischen Beispiel eine Grundlage für eine Antwort auf die Frage aufzubauen, wie sich das Verhältnis von den identifizierbaren „weltkulturellen“ Aspekten eines konkreten Exemplars einer Arbeitsbesprechung zu seinen lokalen Eigenheiten für die soziologische Forschung in sinnvoller Weise konzeptualisieren lässt. Die Arbeit folgt Niklas Luhmanns Vorschlag, dass sich Gesellschaft heute nur noch als Weltgesellschaft verstehen lasse, stellt aber vor allem den vom Neoinstitutionalismus geprägten Begriff der „Weltkultur“ in den Vordergrund. Das begriffliche Instrumentarium der neoinstitutionalistischen Weltgesellschaftstheorie ist für die hier unternommene Untersuchung institutioneller Interaktion allerdings in nur eingeschränkter Weise geeignet. Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellung wird daher auf das feingliedrige Instrumentarium der ethnomethodologischen Konversationsanalyse zurückgegriffen. Um dennoch die produktive Annahme des Neoinstitutionalismus hinsichtlich der weltweiten Verbreitung „isomorpher“ Strukturen aufzugreifen und gleichzeitig mit dem Begriff der „Weltkultur“ weiterarbeiten zu können, wird dieser Begriff hier respezifiziert. Die Respezifizierung des Begriffs der Weltkultur wird dabei aus ethnomethodologischen und praxistheoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Praxis, Interaktion und Kultur abgeleitet. Es wird eine Reihe vorläufiger Kriterien für die Feststellung der Weltkulturalität von Praktiken und solchen darauf aufbauenden Gebilden, wie etwa Handlungsformen, vorgeschlagen. Dazu gehört zunächst in Anlehnung an Merleau-Ponty die Analogiefähigkeit von Praktiken bzw. die Möglichkeit, „familienähnliche“ Nutzungsweisen über kulturell unterschiedliche Kontexte hinweg wahrnehmen und bemerken zu können. Zweitens bedeutet die Analogiefähigkeit von Praktiken in vielen Fällen gleichzeitig auch – in Anlehnung an die Ethnomethodologie und die von Harvey Sacks vertretene Definition von Kultur als einem Apparat – die Reproduzierbarkeit dieser Praktiken. Drittens wird in Anlehnung an Charles Goodwins Theorie des ko-operativen Handelns davon ausgegangen, dass weltgesellschaft-liche Institutionen Umgebungen für die Akkumulation von Strukturen vergangenen Handelns und somit gleichzeitig für Lösungen institutionenspezifischer Probleme und Aufgaben darstellen. Unter Zuhilfenahme des von der ethnomethodologischen Konversationsanalyse angebotenen Instrumentariums wird dann in den empirischen Untersuchungen der Arbeit das interaktionale Geschehen von Arbeitsbesprechungen (pjatiminutka) im Dorfkrankenhaus in seinen verschiedensten Facetten und im Detail beschrieben. Dazu gehören im Einzelnen: die Einleitung und Beendigung von Arbeitsbesprechungen, das moderierte Turn-Taking und die Rolle Gesprächsleitender als Schaltstellen zwischen einzelnen kommunikativen Segmenten, zwei exemplarische kommunikative Gattungen der Arbeitsbesprechungen (Berichte und Beschwerdegeschichten) sowie zentrale deontische kommunikative Aktivitäten (wie Aufforderungen und Anweisungen). Insgesamt kommt durch die empirische Untersuchung der Arbeitsbesprechungen des Dorfkrankenhauses zum Ausdruck, dass die hier anzutreffende Interaktionspraxis in vielerlei Hinsicht Eigenschaften aufweist, die bereits für ganz andere Arbeitsbesprechungen in unterschiedlichen Regionen der Welt identifiziert wurden. Damit bestätigt sich zunächst eine in der Konversationsanalyse vertretene Vermutung, dass Arbeitsbesprechungen kulturübergreifende Merkmale aufweisen. Neben der Versammlung mehrerer Teilnehmender und der thematischen Gesprächsorientierung an einer „Agenda“, die an der Prozessierung organisationsrelevanter Informationen und der Entscheidungsfindung ausgerichtet ist, gehören dazu auf gesprächsorganisatorischer Ebene vor allem die Prinzipien, dass 1) in der Regel nur eine Teilnehmerin spricht und gleichzeitiges Sprechen mehrerer Teilnehmen-der möglichst vermieden wird, 2) ein von tendenziell allen Anwesenden geteilter Aufmerksamkeitsfokus etabliert wird und in diesem jeweils die aktuell Sprechende steht, 3) die Gesprächsleitenden mit besonderen Rechten hinsichtlich des Turn-Taking ausgestattet sind und sie eine Art Schaltstelle für die Interaktion darstellen (Selbst-Wahl als nächste Sprecherin eines nächsten Turns ist Normalfall und Gesprächsleiterin wählt meist selbst andere Sprecherinnen als Sprecherinnen nächster Turns), 4) die „Meso“ -Ebene der Interaktion durch eine (mehr oder weniger stabile) Verkettung verschiedener Segmente und kommunikativer Aktivitäten und Tätigkeiten strukturiert wird und 5) bei der Steuerung der Übergänge zwischen diesen Segmenten wiederum die Gesprächsleiterin eine zentrale Rolle einnimmt. Bei diesen Prinzipien handelt es sich vermutlich um weltkulturelle Prinzipien von Arbeitsbesprechungen in der heutigen Weltgesellschaft. Teils sind es eben diese Prinzipien, die es erlauben, die untersuchte pjatiminutka als weltkulturelles Phänomen, also als Instanz einer Arbeitsbesprechung-in-der-Weltgesellschaft zu erkennen und zu beschreiben. Anhand einer Reihe weiterer Praktiken, Handlungsformen, Routinen, Techniken und semiotischen Ressourcen, mit deren Hilfe die entsprechenden Prinzipien unter anderem beständig den Akteuren „in Erinnerung“ gerufen, interaktional verfertigt und reproduziert werden, wird im Schlusskapitel ein Inventar weltkultureller Praktiken von Arbeitsbesprechungen beschrieben. Anhand einer abschließenden Reflexion über die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen wird vorgeschlagen, einen Akteursbegriff von Weltkultur über die Feststellung von Identität zu definieren, also mit dem Kriterium, dass Akteure unter ähnlichen institutionellen Umständen, aber prinzipiell „irgendwo auf der Welt“ und mit der Welt als Horizont, entgegen der Erwartung kultureller Differenz die Identität bzw. Analogiefähigkeit von Praktiken, Handlungen u.a. öffentlich feststellen können. Schließlich wird eine Möglichkeit skizziert, weltkulturelle Praktiken einerseits von lokalspezifischen Ethnomethoden, andererseits von anthropologischen Dispositionen und universellen Praktiken analytisch abzugrenzen.
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ISO 690
QUASINOWSKI, Benjamin, 2022. Institutionelle Interaktion in der Weltgesellschaft : Am Beispiel von Arbeitsbesprechungen eines Dorfkrankenhauses in Kasachstan [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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In der Arbeit wird die These vertreten, dass die tendenziell weltweite (Wieder-) Erkennbarkeit einer großen Bandbreite kommunikativer Formen dadurch ermöglicht wird, dass sie zu den in der heutigen Weltgesellschaft globalisierten kommunikativen Formen gehören, mit denen Menschen aus ihrem Alltag als Mitglieder moderner Nationalstaaten und ähnlicher Einrichtungen vertraut sind, beispielsweise in ihrer Rolle als Angehörige einer der verschiedenen Bildungseinrichtungen, als Mitglieder zivilgesellschaftlicher Vereine, politischer Bewegungen, als Angestellte in der freien Wirtschaft, in staatlichen Einrichtungen, etc. Diese These wird anhand einer empirischen Untersuchung von Arbeitsbesprechungen in einem Dorfkrankenhaus des ländlichen Kasachstans untermauert. Die Fähigkeit und Kompetenz, weltgesellschaftliche kommunikative Formen irgendwo auf der Welt aufgrund einer vermuteten Identität von bekannten Abläufen, Zeichen, Symbolen und Infrastrukturen wiederzuerkennen, bezeichnet dabei nur eine Seite der Medaille. Demgegenüber stehen immer die spezifisch lokalen Anteile eines beliebigen interaktionalen Geschehens. Auch auf diese wird in der vorliegenden Arbeit eingegangen, wobei die soziale und kulturelle Dimension des interaktionalen Geschehens in den untersuchten Arbeitsbesprechungen im Zentrum steht. Ein hervorstechendes lokales Spezifikum der untersuchten Arbeitsbesprechungen liegt in der starken kommunikativen Orientierung an Statushierarchien, die zunächst einmal endogen, d.h. aus dem Untersuchungsfeld selbst heraus beschrieben werden. Es werden Eigenheiten eines konkreten Exemplars einer Arbeitsbesprechung-in-der-Weltgesellschaft identifiziert und im Detail dargestellt, um am empirischen Beispiel eine Grundlage für eine Antwort auf die Frage aufzubauen, wie sich das Verhältnis von den identifizierbaren „weltkulturellen“ Aspekten eines konkreten Exemplars einer Arbeitsbesprechung zu seinen lokalen Eigenheiten für die soziologische Forschung in sinnvoller Weise konzeptualisieren lässt. Die Arbeit folgt Niklas Luhmanns Vorschlag, dass sich Gesellschaft heute nur noch als Weltgesellschaft verstehen lasse, stellt aber vor allem den vom Neoinstitutionalismus geprägten Begriff der „Weltkultur“ in den Vordergrund. Das begriffliche Instrumentarium der neoinstitutionalistischen Weltgesellschaftstheorie ist für die hier unternommene Untersuchung institutioneller Interaktion allerdings in nur eingeschränkter Weise geeignet. Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellung wird daher auf das feingliedrige Instrumentarium der ethnomethodologischen Konversationsanalyse zurückgegriffen. Um dennoch die produktive Annahme des Neoinstitutionalismus hinsichtlich der weltweiten Verbreitung „isomorpher“ Strukturen aufzugreifen und gleichzeitig mit dem Begriff der „Weltkultur“ weiterarbeiten zu können, wird dieser Begriff hier respezifiziert. Die Respezifizierung des Begriffs der Weltkultur wird dabei aus ethnomethodologischen und praxistheoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Praxis, Interaktion und Kultur abgeleitet. Es wird eine Reihe vorläufiger Kriterien für die Feststellung der Weltkulturalität von Praktiken und solchen darauf aufbauenden Gebilden, wie etwa Handlungsformen, vorgeschlagen. Dazu gehört zunächst in Anlehnung an Merleau-Ponty die Analogiefähigkeit von Praktiken bzw. die Möglichkeit, „familienähnliche“ Nutzungsweisen über kulturell unterschiedliche Kontexte hinweg wahrnehmen und bemerken zu können. Zweitens bedeutet die Analogiefähigkeit von Praktiken in vielen Fällen gleichzeitig auch – in Anlehnung an die Ethnomethodologie und die von Harvey Sacks vertretene Definition von Kultur als einem Apparat – die Reproduzierbarkeit dieser Praktiken. Drittens wird in Anlehnung an Charles Goodwins Theorie des ko-operativen Handelns davon ausgegangen, dass weltgesellschaft-liche Institutionen Umgebungen für die Akkumulation von Strukturen vergangenen Handelns und somit gleichzeitig für Lösungen institutionenspezifischer Probleme und Aufgaben darstellen. Unter Zuhilfenahme des von der ethnomethodologischen Konversationsanalyse angebotenen Instrumentariums wird dann in den empirischen Untersuchungen der Arbeit das interaktionale Geschehen von Arbeitsbesprechungen (pjatiminutka) im Dorfkrankenhaus in seinen verschiedensten Facetten und im Detail beschrieben. Dazu gehören im Einzelnen: die Einleitung und Beendigung von Arbeitsbesprechungen, das moderierte Turn-Taking und die Rolle Gesprächsleitender als Schaltstellen zwischen einzelnen kommunikativen Segmenten, zwei exemplarische kommunikative Gattungen der Arbeitsbesprechungen (Berichte und Beschwerdegeschichten) sowie zentrale deontische kommunikative Aktivitäten (wie Aufforderungen und Anweisungen). Insgesamt kommt durch die empirische Untersuchung der Arbeitsbesprechungen des Dorfkrankenhauses zum Ausdruck, dass die hier anzutreffende Interaktionspraxis in vielerlei Hinsicht Eigenschaften aufweist, die bereits für ganz andere Arbeitsbesprechungen in unterschiedlichen Regionen der Welt identifiziert wurden. Damit bestätigt sich zunächst eine in der Konversationsanalyse vertretene Vermutung, dass Arbeitsbesprechungen kulturübergreifende Merkmale aufweisen. Neben der Versammlung mehrerer Teilnehmender und der thematischen Gesprächsorientierung an einer „Agenda“, die an der Prozessierung organisationsrelevanter Informationen und der Entscheidungsfindung ausgerichtet ist, gehören dazu auf gesprächsorganisatorischer Ebene vor allem die Prinzipien, dass 1) in der Regel nur eine Teilnehmerin spricht und gleichzeitiges Sprechen mehrerer Teilnehmen-der möglichst vermieden wird, 2) ein von tendenziell allen Anwesenden geteilter Aufmerksamkeitsfokus etabliert wird und in diesem jeweils die aktuell Sprechende steht, 3) die Gesprächsleitenden mit besonderen Rechten hinsichtlich des Turn-Taking ausgestattet sind und sie eine Art Schaltstelle für die Interaktion darstellen (Selbst-Wahl als nächste Sprecherin eines nächsten Turns ist Normalfall und Gesprächsleiterin wählt meist selbst andere Sprecherinnen als Sprecherinnen nächster Turns), 4) die „Meso“ -Ebene der Interaktion durch eine (mehr oder weniger stabile) Verkettung verschiedener Segmente und kommunikativer Aktivitäten und Tätigkeiten strukturiert wird und 5) bei der Steuerung der Übergänge zwischen diesen Segmenten wiederum die Gesprächsleiterin eine zentrale Rolle einnimmt. Bei diesen Prinzipien handelt es sich vermutlich um weltkulturelle Prinzipien von Arbeitsbesprechungen in der heutigen Weltgesellschaft. Teils sind es eben diese Prinzipien, die es erlauben, die untersuchte pjatiminutka als weltkulturelles Phänomen, also als Instanz einer Arbeitsbesprechung-in-der-Weltgesellschaft zu erkennen und zu beschreiben. Anhand einer Reihe weiterer Praktiken, Handlungsformen, Routinen, Techniken und semiotischen Ressourcen, mit deren Hilfe die entsprechenden Prinzipien unter anderem beständig den Akteuren „in Erinnerung“ gerufen, interaktional verfertigt und reproduziert werden, wird im Schlusskapitel ein Inventar weltkultureller Praktiken von Arbeitsbesprechungen beschrieben. Anhand einer abschließenden Reflexion über die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen wird vorgeschlagen, einen Akteursbegriff von Weltkultur über die Feststellung von Identität zu definieren, also mit dem Kriterium, dass Akteure unter ähnlichen institutionellen Umständen, aber prinzipiell „irgendwo auf der Welt“ und mit der Welt als Horizont, entgegen der Erwartung kultureller Differenz die Identität bzw. Analogiefähigkeit von Praktiken, Handlungen u.a. öffentlich feststellen können. 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