Studien zum Alltag in Konstanz 1945-1949
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Zusammenfassung
Thema der vorliegenden Arbeit ist der Nachkriegsalltag unter französischer Besatzung in der südbadischen Kleinstadt Konstanz am Bodensee. Ausgehend von der globalen und von der gesamtdeutschen Situation nach 1945 wird dargestellt, welchen Bedingungen der Nachkriegsalltag in Konstanz unterworfen war, mit welchen Problemen sich die Konstanzer Bevölkerung konfrontiert sah, welche Ursachen diese Probleme hatten und wie sie gelöst wurden. Besondere Beachtung finden dabei die Frauen, da ihr Alltag in außergewöhnlich hohem Maße von den Bedingungen der Nachkriegszeit geprägt wurde.
Drei Faktoren prägten den Alltag der Nachkriegszeit: erstens der Mangel an Lebensmitteln und sämtlichen anderen Gütern des täglichen Bedarfs, zweitens der durch die Kriegsverluste bedingte hohe Frauenüberschuss und drittens die Anwesenheit der Besatzer.
Im ersten Kapitel wird zunächst nach den Ursachen des Mangels gefragt. In einem zweiten Schritt soll untersucht werden, wie der Mangel von den zuständigen Stellen organisiert wurde.
Es wird zu zeigen sein, dass die Wirtschaftspolitik der Alliierten in hohem Maße für den Mangel in den Nachkriegsjahren verantwortlich war. Das Verbot ganzer für den Export produzierender Industriezweige sowie der äußerst erschwerte Interzonenhandel machten eine Produktion der von der Bevölkerung dringend benötigten Güter fast unmöglich. Demontagen und Requisitionen wogen dagegen weit weniger schwer. Der Mangel strukturierte in hohem Maße den Alltag der Bevölkerung, vor allem der Hausfrauen. Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass es nicht zu einer erhöhten Sterblichkeit kam.
Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über die kriegsbedingten Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, die einen hohen Frauenüberschuss zur Folge hatten. Der Frauenüberschuss in Konstanz war enorm. Es gab 1946 annähernd doppelt so viele Frauen wie Männer in Konstanz. Trotz dieser grundlegenden Veränderung in der Bevölkerungsstruktur wurde auch in Konstanz bald damit begonnen, die Frauen aus den als unweiblich empfundenen Berufen zu entfernen.
Im dritten Kapitel wird geschildert, was es hieß unter der ständigen Anwesenheit der Besatzer zu leben. Die Anwesenheit der Besatzer prägte auch in Konstanz in hohem Maße den Alltag der Bevölkerung. Vor allem zu Beginn der Besatzungszeit lebte die Bevölkerung in einem Gefühl der völligen Rechtlosigkeit. Das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Besatzung wurde durch die teilweise überzogenen Maßnahmen der Besatzer bereits in den ersten Monaten erheblich getrübt. Es kann jedoch gezeigt werden, dass auch in Konstanz der persönliche Kontakt zwischen Siegern und Besiegten zu positiveren gegenseitigen Urteilen führen konnte. Für die Frauen konnte die Anwesenheit der Besatzer über das Gefühl der Rechtlosigkeit hinaus noch andere Auswirkungen haben. Auch in Konstanz kam es zu Vergewaltigungen und unehelichen Geburten von Besatzungskindern . Es kann jedoch gezeigt werden, dass die soziale Stigmatisierung der Franzosenleibchen weit gefährlicher war, als die Anwesenheit der Besatzer.
Konstanz unterschied sich durch die Randlage und die Unzerstörtheit von allen anderen Städten der FBZ. Daraus erwuchsen der Stadt einerseits Nachteile: die Randlage trieb die Schwarzmarktpreise in die Höhe und verstärkte das Gefühl der Informationslosigkeit, die Unzerstörtheit der Stadt führte zu einer überdurchschnittlichen Truppenbelegung, die den Wohnungsmarkt bis weit in die 1950er Jahre negativ beeinflusste. Andererseits kamen der Stadt sowohl Randlage als auch Unzerstörtheit zugute: zahlreiche Schweizer Spenden linderten vor allem die gespannte Ernährungslage und der Bevölkerung blieben die mühseligen und kostspieligen Aufbauarbeiten erspart, die andere Städte lange Jahre belasteten.
Darüber hinaus unterschied sich der Alltag in Konstanz jedoch nicht wesentlich vom Nachkriegsalltag in anderen Städten Deutschlands. Hier waren, wie anderswo auch, Hamsterfahrten und andere Eigeninitiativen für das Überleben unabdingbar, hier leisteten die Hausfrauen die gleiche Überlebensarbeit unter den gleichen Mangelbedingungen wie in anderen Städten.
Auch in Konstanz hatte deer Mangel an Männern dazu geführt, dass Frauen in Männerberufen als Ersatz eingesetzt und wenige Jahre nach Kriegsende wieder von ihren Arbeitsplätzen verdrängt wurden.
Auch in der Wahrnehmung der Besatzer unterschieden sich die Konstanzer nicht von ihren Zeitgenossen. Sie litten gleichfalls unter der Rechtlosigkeit und dem Informationsmangel. Und wie überall in Deutschland erlagen viele Konstanzerinnen dem Charme der Besatzer, was ihnen, wie anderswo auch, die Ablehnung ihrer Umgebung einbrachte.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Nachkriegsalltag in Konstanz sowohl von Männern als auch von Frauen außerordentliche Anstrengungen und Entbehrungen abverlangte, sich in seiner Ausprägung jedoch nicht wesentlich vom Leben in anderen deutschen Kleinstädten zwischen 1945 und 1949 unterschied.
Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
This essay is about post-war daily life under French occupation in the south German town of Constance on Lake Constance. On the background of the global and German situation after 1945, the essay shows the conditions which shaped post-war daily life in Constance, the problems which confronted the town s population, the causes of these problems and their solutions. A particular point of emphasis is the situation of women, whose daily life was particularly strongly affected by the conditions of the post-war era.
Three main factors influenced daily life at this time, firstly a lack of food and all other household goods, secondly a high percentage of women in the population due to losses in the war and thirdly the presence of the occupying forces.
The first chapter of the essay investigates cause and effect of the lack of food etc. It becomes clear that the economic policy of the allies was one of the main factors responsible for this shortage. This shortage changed the structure of the population s daily life, particularly that of the housewives. It is thanks to their work that the mortality rate did not rise to the extreme.
The second chapter gives an overview of the changes in the population s structure due to the war. The percentage of women in Constance s population was enormous. In 1946 there were almost twice as many women in Constance as men. Despite this fundamental change in the population the practice of removing women from the unfeminine occupations began. Unfortunately, Constance s historical sources do not give any information on the change in self-confidence made by women due to the experience of managing without men; therefore this aspect cannot be looked at in depth in this essay.
In the third chapter life under the occupying forces is looked into. Their presence was a far-reaching aspect of daily life at this time in Constance. In the early days of occupation the town s population lived with a permanent feeling of having a lack of rights. The relationship between the population and the occupiers was negatively affected by the at times exaggerated measures of the occupiers during the first months. However, it can be shown that personal contact between the defeaters and the defeated led to positive judgements of each other.
For women, the occupation had other effects. In Constance, as elsewhere, there were rapes and births of occupancy children . The social stigmatization of these children however, proved to be far more dangerous than the presence of the occupying forces themselves.
Constance differed from all other towns in the French occupied zone through its peripheral location and its relatively low degree of destruction. This led to several disadvantages for the town. The location allowed the black market prices to rise to the extreme and reinforced the feeling of being without information. The fact that the town had survived the war practically unscathed meant that a high number of troops were necessary; this had a negative effect on the real estate market well into the 1950s. On the other hand the town s location did have some advantages: many Swiss donations helped improve the dietary problems and the town s population was spared from the work of rebuilding the town.
Other than the above named points, life in Constance after the war was similar to that in most other German towns. They had the same food shortage problems and the women did the same kind of survival work as in other towns. The lack of men in Constance, as elsewhere, had opened the job market to women, but these working women were driven out of their jobs in the post-war years.
In the eyes of the occupiers the people of Constance were no different from other Germans either. They had the same lack of rights and information. And like everywhere else the women of Constance succumbed to the charm of the occupiers which brought them rejection in their environment.
All in all, it can be said that daily life in post-war Constance meant incredible strain and sacrifice on the part of men and women, but in the end was not all that different from life in other German towns between 1945 and 1949.
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ISO 690
REICH, Hanna Sophia, 2003. Studien zum Alltag in Konstanz 1945-1949 [Master thesis]BibTex
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In einem zweiten Schritt soll untersucht werden, wie der Mangel von den zuständigen Stellen organisiert wurde.<br />Es wird zu zeigen sein, dass die Wirtschaftspolitik der Alliierten in hohem Maße für den Mangel in den Nachkriegsjahren verantwortlich war. Das Verbot ganzer für den Export produzierender Industriezweige sowie der äußerst erschwerte Interzonenhandel machten eine Produktion der von der Bevölkerung dringend benötigten Güter fast unmöglich. Demontagen und Requisitionen wogen dagegen weit weniger schwer. Der Mangel strukturierte in hohem Maße den Alltag der Bevölkerung, vor allem der Hausfrauen. Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass es nicht zu einer erhöhten Sterblichkeit kam.<br />Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über die kriegsbedingten Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, die einen hohen Frauenüberschuss zur Folge hatten. Der Frauenüberschuss in Konstanz war enorm. Es gab 1946 annähernd doppelt so viele Frauen wie Männer in Konstanz. Trotz dieser grundlegenden Veränderung in der Bevölkerungsstruktur wurde auch in Konstanz bald damit begonnen, die Frauen aus den als unweiblich empfundenen Berufen zu entfernen.<br />Im dritten Kapitel wird geschildert, was es hieß unter der ständigen Anwesenheit der Besatzer zu leben. Die Anwesenheit der Besatzer prägte auch in Konstanz in hohem Maße den Alltag der Bevölkerung. Vor allem zu Beginn der Besatzungszeit lebte die Bevölkerung in einem Gefühl der völligen Rechtlosigkeit. Das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Besatzung wurde durch die teilweise überzogenen Maßnahmen der Besatzer bereits in den ersten Monaten erheblich getrübt. Es kann jedoch gezeigt werden, dass auch in Konstanz der persönliche Kontakt zwischen Siegern und Besiegten zu positiveren gegenseitigen Urteilen führen konnte. Für die Frauen konnte die Anwesenheit der Besatzer über das Gefühl der Rechtlosigkeit hinaus noch andere Auswirkungen haben. Auch in Konstanz kam es zu Vergewaltigungen und unehelichen Geburten von Besatzungskindern . Es kann jedoch gezeigt werden, dass die soziale Stigmatisierung der Franzosenleibchen weit gefährlicher war, als die Anwesenheit der Besatzer.<br /><br />Konstanz unterschied sich durch die Randlage und die Unzerstörtheit von allen anderen Städten der FBZ. Daraus erwuchsen der Stadt einerseits Nachteile: die Randlage trieb die Schwarzmarktpreise in die Höhe und verstärkte das Gefühl der Informationslosigkeit, die Unzerstörtheit der Stadt führte zu einer überdurchschnittlichen Truppenbelegung, die den Wohnungsmarkt bis weit in die 1950er Jahre negativ beeinflusste. Andererseits kamen der Stadt sowohl Randlage als auch Unzerstörtheit zugute: zahlreiche Schweizer Spenden linderten vor allem die gespannte Ernährungslage und der Bevölkerung blieben die mühseligen und kostspieligen Aufbauarbeiten erspart, die andere Städte lange Jahre belasteten.<br />Darüber hinaus unterschied sich der Alltag in Konstanz jedoch nicht wesentlich vom Nachkriegsalltag in anderen Städten Deutschlands. Hier waren, wie anderswo auch, Hamsterfahrten und andere Eigeninitiativen für das Überleben unabdingbar, hier leisteten die Hausfrauen die gleiche Überlebensarbeit unter den gleichen Mangelbedingungen wie in anderen Städten.<br />Auch in Konstanz hatte deer Mangel an Männern dazu geführt, dass Frauen in Männerberufen als Ersatz eingesetzt und wenige Jahre nach Kriegsende wieder von ihren Arbeitsplätzen verdrängt wurden.<br />Auch in der Wahrnehmung der Besatzer unterschieden sich die Konstanzer nicht von ihren Zeitgenossen. Sie litten gleichfalls unter der Rechtlosigkeit und dem Informationsmangel. Und wie überall in Deutschland erlagen viele Konstanzerinnen dem Charme der Besatzer, was ihnen, wie anderswo auch, die Ablehnung ihrer Umgebung einbrachte.<br />Abschließend lässt sich sagen, dass der Nachkriegsalltag in Konstanz sowohl von Männern als auch von Frauen außerordentliche Anstrengungen und Entbehrungen abverlangte, sich in seiner Ausprägung jedoch nicht wesentlich vom Leben in anderen deutschen Kleinstädten zwischen 1945 und 1949 unterschied.</dcterms:abstract> <dcterms:isPartOf rdf:resource="https://kops.uni-konstanz.de/server/rdf/resource/123456789/32"/> <void:sparqlEndpoint rdf:resource="http://localhost/fuseki/dspace/sparql"/> <dcterms:rights rdf:resource="https://rightsstatements.org/page/InC/1.0/"/> <dcterms:alternative>Studies on daily life in Constance 1945-1949</dcterms:alternative> <dc:format>application/pdf</dc:format> <dcterms:title>Studien zum Alltag in Konstanz 1945-1949</dcterms:title> </rdf:Description> </rdf:RDF>