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Die Relevanz eines kohärenten forensischen Beurteilungs- und Behandlungsprozesses : Grenzen der allgemeinpsychiatrischen Diagnosesysteme ICD und DSM für die forensische Fallkonzeption

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Forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie.. Springer Nature. 2020, 14(2), pp. 197-211. ISSN 1862-7072. eISSN 1862-7080. Available under: doi: 10.1007/s11757-020-00586-0

Zusammenfassung

Das Ziel einer therapeutischen Maßnahme bei Straftätern ist gemäß Gesetzesgrundlage die Reduktion der Gefahr erneuter „erheblicher rechtswidriger Taten“ (§§ 63 und 64 StGB, Deutschland) bzw. mit dem „Zustand des Täters in Zusammenhang stehender Taten“ (Art. 59 und 63 bzw. Art. 60 für Abhängigkeiten StGB, Schweiz). Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein kohärenter Prozess notwendig, der die Fallkonzeption (inkl. Diagnostik und Hypothese zum Deliktmechanismus), Behandlungsplanung und -Behandlungsevaluation umfasst. Im Rahmen des ersten Schrittes muss herausgearbeitet werden, ob überhaupt eine Behandlungsbedürftigkeit des Straftäters vorliegt. Diese ergibt sich aus dem Risiko für erneute schwerwiegende Taten sowie aus den Behandlungsmöglichkeiten der damit zusammenhängenden forensisch relevanten Auffälligkeiten des Straftäters. Aus einer breiten wissenschaftlichen Befundlage geht hervor, dass solch eine Behandlungsbedürftigkeit mitnichten nur im allgemeinpsychiatrischen Sinne psychisch Kranke und schon gar nicht ausschließlich schuldunfähige Straftäter aufweisen. Vielmehr können weitere deliktrelevante persönlichkeitsnahe Risikofaktoren, die einer wirksamen Behandlung grundsätzlich zugänglich sind, kausal im Zusammenhang mit Delinquenz und Rückfälligkeit stehen. In der aktuellen Rechtsprechung in Deutschland und der Schweiz spiegelt sich diese Erkenntnis nicht wider. Im Gegenteil: Voraussetzung für die Anordnung einer therapeutischen Maßnahme ist das Vorliegen einer „schweren psychischen Störung“ gemäß ICD/DSM und in Deutschland zusätzlich die verminderte Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit. Diese Eingrenzung blendet die Behandlungsbedürftigkeit eines bedeutsamen Teils der Straftäterpopulation aus und untergräbt damit, was die Forensik zu leisten im Stande wäre: differenziert deliktorientiert zu therapieren. Verfahren wie das Forensische Operationalisierte Therapie-Risiko-Evaluationssystem (FOTRES 3) können gegenüber allgemeinpsychiatrischen Kriterienkatalogen einen inkrementellen Beitrag zur dafür notwendigen forensischen Diagnostik liefern. Erste empirische Befunde dazu werden im Artikel vorgestellt.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache

According to the jurisdictions of Germany and Switzerland, the aim of a court-ordered therapeutic intervention for offenders is to reduce the risk of repeated “substantial unlawful acts” (§§ 63 and 64 Penal Code, StGB Germany) or “acts related to the state of the offender” (Art. 59, 63 and also 60 for dependencies, StGB Switzerland). This requires a coherent process that includes a forensic case formulation, which comprises diagnostics and a hypothesis about the offense mechanism, treatment planning as well as treatment evaluation. This process requires assessment of the offender’s need for treatment, resulting from the individual risk of serious reoffending and treatment potential of identified offense-related, forensically relevant issues. Broad scientific evidence suggests that such a need for treatment is not exclusively restricted to mentally ill offenders or offenders who are (partially) exempt from criminal responsibility. Rather, further so-called personality and offense-related risk factors may also be included in the cause for delinquency and recidivism and should constitute treatment targets; however, these findings are not reflected in the current jurisdictions of Germany or Switzerland. On the contrary, the prerequisite for ordering a therapeutic intervention is the presence of a severe mental health disorder, according to the ICD and DSM manuals and additionally in Germany another criterion is diminished or lack of criminal responsibility of the offender; however, this limitation ignores the need for treatment of a significant part of the offender population and undermines the ability of forensic psychotherapy to successfully treat offenders in a differentiated and offense-oriented manner. To overcome the limitations of the ICD/DSM, forensic tools, such as the forensic operationalized therapy/risk evaluation system (FOTRES 3) can incrementally contribute to risk-related diagnostics and case formulation processes. Initial empirical results on the validity of this approach are presented in this article.

Fachgebiet (DDC)
150 Psychologie

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ISO 690BORCHARD, Bernd, Juliane GERTH, 2020. Die Relevanz eines kohärenten forensischen Beurteilungs- und Behandlungsprozesses : Grenzen der allgemeinpsychiatrischen Diagnosesysteme ICD und DSM für die forensische Fallkonzeption. In: Forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie.. Springer Nature. 2020, 14(2), pp. 197-211. ISSN 1862-7072. eISSN 1862-7080. Available under: doi: 10.1007/s11757-020-00586-0
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