Publikation: Lucretia zwischen positiver und negativer Anthropologie : Coluccio Salutatis Declamatio Lucretie und die Menschenbilder im exemplum der Lucretia von der Antike bis in die Neuzeit
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Was läßt sich von Vorbildern lernen? Kann man von ihnen feste Verhaltensregeln übernehmen? Oder verweisen sie den Orientierung Suchenden nicht ganz im Gegenteil darauf, daß er sich seine Ziele selbst setzen muß? Diesen Fragen geht die Arbeit mit Hilfe der historischen exempla nach, die von der Antike bis zum Beginn der Moderne zu den wichtigsten Quellen für Menschenbilder gehören. Ausgehend von der Stoffgeschichte der Lucretia, für die Texte von Livius, Valerius Maximus, Augustin, Montaigne und Niebuhr ebenso herangezogen werden wie Bilder von Cranach, Lotto und Pencz, zeigt sich, daß die Menschenbilder in den exempla meist einem von zwei konträr aufeinander bezogenen Grundmustern zugeordnet werden können. Entweder folgen sie einer positiven Anthropologie und sehen im Selbstmord der Lucretia eine universal gültige Verhaltensnorm veranschaulicht, oder sie bestehen in einer negativen Anthropologie auf der einmaligen Besonderheit von Lucretias Situation und deuten den Selbstmord als gescheiterten Versuch, den Wert der Keuschheit zu sichern. Warum sich die positive Anthropologie trotz dieser Kritik erfolgreich behaupten kann, macht eine Fallstudie zur Declamatio Lucretie des Florentiner Humanisten Coluccio Salutati deutlich. Er projiziert ein zeitgenössisches Selbstverständnis in das antike exemplum und nutzt es ebenso unbefangen für die repräsentative Außendarstellung der Republik Florenz wie zur Illustration der Verhaltensregeln, die ein Gelehrter befolgen soll. Auch wenn es immer wieder zu Brüchen und Inkonsequenzen kommt, wird diese Projektion innerhalb seines Umfelds, in dem er mit ähnlichen Bildungsvoraussetzungen und Moralvorstellungen rechnen kann, nicht weiter befragt und stillschweigend akzeptiert.
Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
What can one learn from role models of the past? Do they deliver definite rules of conduct which one can follow? Or, on the contrary, do they show that one has to set one s own goals and find out ways of achieving them? Using exempla considered to be the most important sources of human behavior from antiquity until the 19th century this work tries to find an answer. The story of Lucretia builds the focal point in this regard. A close examination of the reception of this exemplum, which takes into consideration texts by Livius, Valerius Maximus, Augustin, Montaigne and Niebuhr as well as pictures by Cranach, Lotto and Pencz, reveals that exempla generally describe human behavior by following one of two opposite forms of anthropological statements. They are either based on a positive or a negative anthropology . In the former case, Lucretia s suicide establishes norms of behavior valid anywhere and anytime. Negative anthropology , on the other hand, emphasizes the unique and particular circumstances of her case and sees her suicide as a failed attempt to secure chastity. Despite this criticism, positive anthropology remains successful, as the analysis of a case study shows. For this purpose, the Declamatio Lucretie of Coluccio Salutati is put in context of his other writings. By projecting his own norms of human behavior and those of contemporary Florence, Salutati turns to Lucretia to illustrate the power of the Florentine republic as well as the conjugal life of a scholar. This projection, however, is not subject to further questioning since Salutati can count on a similar educational background and moral standards of those in his environment.
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ISO 690
FOLLAK, Jan, 2002. Lucretia zwischen positiver und negativer Anthropologie : Coluccio Salutatis Declamatio Lucretie und die Menschenbilder im exemplum der Lucretia von der Antike bis in die Neuzeit [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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