Publikation: Ökonomische Welterzeugung und ökologische Ressourcenübernutzung : Fallstudie zur empirisch begründeten Theoriebildung am Beispiel der 'Bürger AG'
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Im Kern dieser Arbeit stehen Fragen, die weit über sie hinausweisen und abschließend schwer zu beantworten sind: Wie kommt es, dass eine moderne von Wissenschaft und Technik geprägte Gesellschaft ökologische Ressourcen so stark nutzt, dass sie ihre ökologische Existenzgrundlage aufs Spiel setzt? Mehr noch: Warum schafft es diese Gesellschaft trotz Wissenschaft und Technik scheinbar nicht, auf die ökologische Problematik ausreichend zu reagieren, theoretisches und praktisches Wissen dazu aufzubauen und hinreichend steuernd einzugreifen?
Die vorliegende Arbeit hat versucht, diesen Fragen systematisch nachzugehen: Im ersten Teil der Arbeit wurde dazu zunächst eine Arbeitshypothese aufgestellt: Moderne Gesellschaften übernutzen ökologische Ressourcen, weil diese nicht Teil der ökonomischen Welterzeugung der Gesellschaften sind. Eingebettet war diese Hypothese in den größeren konzeptuellen Rahmen des strukturontologischen Systemdenkens, das die Möglichkeit bietet, solche Probleme an den Grenzen der Zuständigkeiten von Naturwissenschaften einerseits und Sozial- bzw. Kulturwissenschaften andererseits zu bearbeiten.
Auf Basis jener abstrakten theoretischen These wurde ein konkretes, praktisches Beispiel untersucht: das Netzwerk der Bürger AG, das innerhalb der bestehenden ökonomischen Strukturen versucht, sozial-ökologisch(er) zu wirtschaften und dazu neue Formen der ökonomischen Welterzeugung erprobt. Dieses Feld und die Ergebnisse seiner Erforschung wurden im zweiten Teil der Arbeit, in den Kapiteln 5 mit 8 vorgestellt. In Kapitel 9 wurden diese Ergebnisse zu einem Integrierten Modell, einer Grounded Theory zum Feld verdichtet. Im Netzwerk der AG wird Neues entwickelt, dieses Neue stößt aber an die Grenzen derjenigen Strukturen, die sozial und ökologisch transformiert werden sollen. Märkte können private Investitionen in nicht-private Güter (soziale, ökologische oder andere) nicht angemessen honorieren. Die AG operiert innerhalb des Marktes entgegen dessen Topographien der Gangbarkeit. Die Gangbarkeit dieses Modells für die Akteure und Organisationen ist notwendigerweise ambivalent. Einem hohen privaten Aufwand stehen u.a. geringe bis mittlere private ökonomische Vorteile gegenüber.
Im dritten Teil wurden die Ergebnisse der Feldforschung systematisch mit den Konzeptionen der Arbeitshypothese verglichen. Das Ergebnis: Systemisch-konstruktivistische Konzepte wie das der Viabilität müssen ausdifferenziert werden, um empirisch fruchtbar(er) zu sein; das Konzept der Selbstorganisation und der Ordnungsparameter ist nur in einem weiten, offenen Sinne auf sozio-kulturelle Systeme zu übertragen: als allgemein rekursiv stabilisiertes Muster, aber nicht als Selbstorganisation im strengen Sinne. Konzepte wie das der Autonomie der Welterzeugung und das der dynamischen Statik haben sich hingegen bewährt. Eine theoretische Lücke wurde bezüglich der ‚Ökonomie der Welterzeugung‘ sichtbar: Aufwand und Nutzen, die mit ihr verbunden sind, müssen Teil einer theoretischen Konzeption der Welterzeugung sein. Dies hat das Feld klar gezeigt. Bezüglich der Arbeitshypothese ließ sich festhalten: Einerseits ist es richtig, dass ökologische Ressourcen in den blinden Flecken der sozio-kulturellen Welterzeugung moderner Gesellschaften liegen, andererseits werden diese Welten nicht in Ordnungsparametern im strengen Sinne hervorgebracht. Vielmehr muss die Welterzeugung aus der Struktur dieser Gesellschaften verstanden werden.
Ein Vorschlag zu einer solchen integrierten Konzeption wurde in Kapitel 11 entwickelt: Welterzeugung findet in sozialen Ökosystemen statt, deren Struktur keinesfalls homogen und hierarchisch, sondern fraktal und heterarchisch ist. Innerhalb gesellschaftlicher Teilbereiche bzw. Subsysteme gibt es zwar übergeordnete kollektive Unterscheidungsmuster – Ordnungsparameter von Differenz-Konstitutionen –, diese eher formalen Kategorien werden jedoch auf vielfältige Weise durch untergeordnete OP(DK) spezifiziert bzw. im Sinne Luhmanns programmiert. Das Geflecht dieser kollektiven Unterscheidungen strukturiert Welterzeugungen zwar vor; die Welterzeugung konkreter Einzelakteure und Organisationen geht jedoch immer aus den Nischen hervor, in denen diese, innerhalb des sozialen Ökosystems, existieren (Kap. 11.2). Prägend bleiben neben den Werten und Zielen der Akteure auch jene Faktoren, die unter dem Begriff der ‚strukturellen Vorgaben‘ zusammengefasst wurden.
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BRAND, Sebastian Thilo, 2020. Ökonomische Welterzeugung und ökologische Ressourcenübernutzung : Fallstudie zur empirisch begründeten Theoriebildung am Beispiel der 'Bürger AG' [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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Mehr noch: Warum schafft es diese Gesellschaft trotz Wissenschaft und Technik scheinbar nicht, auf die ökologische Problematik ausreichend zu reagieren, theoretisches und praktisches Wissen dazu aufzubauen und hinreichend steuernd einzugreifen?<br /><br />Die vorliegende Arbeit hat versucht, diesen Fragen systematisch nachzugehen: Im ersten Teil der Arbeit wurde dazu zunächst eine Arbeitshypothese aufgestellt: Moderne Gesellschaften übernutzen ökologische Ressourcen, weil diese nicht Teil der ökonomischen Welterzeugung der Gesellschaften sind. Eingebettet war diese Hypothese in den größeren konzeptuellen Rahmen des strukturontologischen Systemdenkens, das die Möglichkeit bietet, solche Probleme an den Grenzen der Zuständigkeiten von Naturwissenschaften einerseits und Sozial- bzw. Kulturwissenschaften andererseits zu bearbeiten.<br /><br />Auf Basis jener abstrakten theoretischen These wurde ein konkretes, praktisches Beispiel untersucht: das Netzwerk der Bürger AG, das innerhalb der bestehenden ökonomischen Strukturen versucht, sozial-ökologisch(er) zu wirtschaften und dazu neue Formen der ökonomischen Welterzeugung erprobt. Dieses Feld und die Ergebnisse seiner Erforschung wurden im zweiten Teil der Arbeit, in den Kapiteln 5 mit 8 vorgestellt. In Kapitel 9 wurden diese Ergebnisse zu einem Integrierten Modell, einer Grounded Theory zum Feld verdichtet. Im Netzwerk der AG wird Neues entwickelt, dieses Neue stößt aber an die Grenzen derjenigen Strukturen, die sozial und ökologisch transformiert werden sollen. Märkte können private Investitionen in nicht-private Güter (soziale, ökologische oder andere) nicht angemessen honorieren. Die AG operiert innerhalb des Marktes entgegen dessen Topographien der Gangbarkeit. Die Gangbarkeit dieses Modells für die Akteure und Organisationen ist notwendigerweise ambivalent. Einem hohen privaten Aufwand stehen u.a. geringe bis mittlere private ökonomische Vorteile gegenüber.<br /><br />Im dritten Teil wurden die Ergebnisse der Feldforschung systematisch mit den Konzeptionen der Arbeitshypothese verglichen. Das Ergebnis: Systemisch-konstruktivistische Konzepte wie das der Viabilität müssen ausdifferenziert werden, um empirisch fruchtbar(er) zu sein; das Konzept der Selbstorganisation und der Ordnungsparameter ist nur in einem weiten, offenen Sinne auf sozio-kulturelle Systeme zu übertragen: als allgemein rekursiv stabilisiertes Muster, aber nicht als Selbstorganisation im strengen Sinne. Konzepte wie das der Autonomie der Welterzeugung und das der dynamischen Statik haben sich hingegen bewährt. Eine theoretische Lücke wurde bezüglich der ‚Ökonomie der Welterzeugung‘ sichtbar: Aufwand und Nutzen, die mit ihr verbunden sind, müssen Teil einer theoretischen Konzeption der Welterzeugung sein. Dies hat das Feld klar gezeigt. Bezüglich der Arbeitshypothese ließ sich festhalten: Einerseits ist es richtig, dass ökologische Ressourcen in den blinden Flecken der sozio-kulturellen Welterzeugung moderner Gesellschaften liegen, andererseits werden diese Welten nicht in Ordnungsparametern im strengen Sinne hervorgebracht. Vielmehr muss die Welterzeugung aus der Struktur dieser Gesellschaften verstanden werden.<br /><br />Ein Vorschlag zu einer solchen integrierten Konzeption wurde in Kapitel 11 entwickelt: Welterzeugung findet in sozialen Ökosystemen statt, deren Struktur keinesfalls homogen und hierarchisch, sondern fraktal und heterarchisch ist. Innerhalb gesellschaftlicher Teilbereiche bzw. Subsysteme gibt es zwar übergeordnete kollektive Unterscheidungsmuster – Ordnungsparameter von Differenz-Konstitutionen –, diese eher formalen Kategorien werden jedoch auf vielfältige Weise durch untergeordnete OP(DK) spezifiziert bzw. im Sinne Luhmanns programmiert. Das Geflecht dieser kollektiven Unterscheidungen strukturiert Welterzeugungen zwar vor; die Welterzeugung konkreter Einzelakteure und Organisationen geht jedoch immer aus den Nischen hervor, in denen diese, innerhalb des sozialen Ökosystems, existieren (Kap. 11.2). 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