Frauen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern

Abstract

Bei einer geschlechterspezifischen Untersuchung des Nationalsozialismus muß der Personenkreis, der untersucht werden soll, zuallererst klar umrissen werden. Dies ist für diese Epoche besonders wichtig, denn im Zentrum der nationalsozialistischenIdeologie und Politik stand der Rassismus, der eine 'einfache' Trennung in die Kategorie Geschlecht nicht möglich macht.Durch diesen zentralen Rassismus, der zu Angriffen auf Leib und Leben der 'rassisch' verfolgten Minderheiten führte,unterschied sich auch die Stellung einer Frau zuerst und existentiell danach, welcher 'rassisch' definierten Gruppe sie angehörte.Aber auch Frauen, die in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus standen, hatten wenig Chancen ihre Stellung, die sie vor derMachtergreifung im öffentlichen oder privaten Bereich innehatten, zu behaupten.Untersuchungen zur Stellung der Frau im Nationalsozialismus dürfen also nicht nur die Gruppe der Frauen, die nach derzeitgenössischen Beurteilung als 'wertvoll und erbgesund' galt zum Gegenstand haben, sondern müssen auch berücksichtigen,daß ein bedeutender Teil der deutschen und deutsch-jüdischen Frauen, über alle soziale Schichten hinweg, vomnationalsozialistischen Regime verfolgt wurde. Wird diese Gruppe Frauen ignoriert, bedeutet das nicht nur eine Lücke in derDarstellung des Frauenbilds im Nationalsozialismus, sondern es zeigt auch die Bedingungen, unter denen die nicht-verfolgtenFrauen lebten, unvollständig auf. Nur wenn die Folgen der Maßnahmen, die gegen die verfolgten Frauen gewandt waren, auchin ihren Auswirkungen auf die Situation und das Selbstverständnis der übrigen weiblichen Bevölkerung miteinbezogen werden,kann ein umfassendes Bild der Situation der Frauen unter dem NS-Regime entstehen.