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Lateralisierung sprachbezogener Prozesse bei Patienten mit Aphasien : Veränderungen im Verlauf der Rehabilitation

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2004

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Hensel, Sandra

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Lateralization patterns of speech-correlated processes in aphasic patients recovery processes
Publikationstyp
Dissertation
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Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Arbeit war die Präzisierung funktioneller Asymmetrien anhand von Mustern sprachbezogener Gehirnaktivität unter besonderer Berücksichtigung von Veränderungen im Verlauf der Rehabilitation nach linkshemisphärischem Insult. Hierzu wurden die sprachsystematischen Verbesserungen der Patienten mit dem Aachener Aphasie Test (AAT) während eines Zweijahreszeitraumes in Abständen von 4-5 Monaten erfasst. Ferner mussten die Probanden während der Ableitung des Elektroenzephalogramms (EEG) speziell konstruierte Testaufgaben (Artikelentscheidungsaufgabe und Semantische Klassifikationsaufgabe) bearbeiten. Die Aufgaben wurden ausgewählt, um syntaktische und semantische Verarbeitung wortabhängiger linguistischer Informationen zu untersuchen (vgl. Dobel, 1999; Zobel 2000; Dobel et al., 2001; Härle et al., 2002). Die Veränderungen im Muster der elektrischen Hirnaktivität im Verlauf der Erholung nach einem Schlag­anfall wurden mittels unterschiedlicher Kennwerte (Reaktionszeiten, Fehlerprozente, ereigniskorrelierte Potentiale, fokale langsame Hirnwellen im Frequenzband von 1-4 Hz) ausgewertet, mit den Werten einer gesunden Kontrollgruppe verglichen und aus der Perspektive kortikaler Reorganisation diskutiert.
Zusammenfassend zeigte sich bei den aphasischen Patienten ein typischer Rehabilitationsverlauf. Neuropsychologische Testwerte, Verhaltensreaktionen und eine zu Beginn nachweisbare pathologische Aktivierung im Delta-Frequenzband verbessern sich am deutlichsten im ersten Jahr nach der Schädigung (Zeitraum der Spontanerholung). Dies zeigt sich in zunehmend besseren Testleistungen im AAT, in einer Reduktion der Fehleranzahl und in schnelleren Reaktionslatenzen in den EEG-Aufgaben (hauptsächlich bei der, für die Aphasiker schwierigeren, syntaktischen Aufgabe). Ferner bestätigt sich die Verbesserung in einer deutlichen Abnahme der Amplituden im Delta-Frequenzband sowie der Stärke der Deltageneratoren (vgl. Hensel et al., 2004). Für die ereigniskorrelierten Potentiale ließen sich im Untersuchungszeitraum charakteristische Veränderungen in den topographischen Mustern aufzeigen. Diese liefern nützliche Hinweise auf die während der Rehabilitation aktiven Mechanismen. Während es früh im Erholungsprozess zu einer Übernahme der Funktionen durch homologe Areale der rechten Hemisphäre kommt, weisen die Befunde im späteren Prozess auf eine Re-Aktivierung in der geschädigten linken Hemisphäre hin. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen einer Vielzahl anderer Studien, welche von einer rechtshemisphärischen Aktivierung in den homologen Spracharealen während des Erholungsprozesses berichten (z.B. Belin et al., 1996; Karbe et al., 1998; Heiss et al., 1997, 1999). Eine dauerhafte rechtshemisphärische Aktivierung wurde dabei in der Regel bei dauerhaften und ausgedehnten Beeinträchtigungen linkshemisphärischer Sprachareale beobachtet. Die letztendliche Spracherholung scheint dagegen mit der Reorganisation in der linken Hemisphäre oder zumindest bilateral einherzugehen (Metter et al., 1992; Cao et al., 1999). Mittels Quellenanalysen konnte explorativ gezeigt werden, dass es bei Patienten, die sich gut erholen, innerhalb des linken Temporalkortex im Verlauf der Rehabilitation zu einer Verlagerung des Aktivierungsmaximums kommt. Dieser Befund kann mit gegebener Vorsicht im Rahmen der von Munk (1877) aufgestellten Vicariierungshypothese interpretiert werden. Munk postulierte, dass nach der Schädigung eines umschriebenen Gebietes der Hirnrinde benachbarte Kortexareale verloren gegangene Funktionen übernehmen können. Diese Annahmen wurden seither mehrfach experimentell untermauert (vgl. Naeser et al., 1987; Heiss et al. 1993; Fink, 1993; Musso et al., 1999; Cramer & Bastings, 2000).
Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass die aufgezeigten Veränderungen im Muster der Gehirnaktivität im Erholungsverlauf parallel zu der funktionellen Verbesserung der Sprache einen Hinweis auf kortikale Reorganisation liefern. Sowohl der Regression funktionaler Deaktivierung (Diaschisis) in strukturell nicht betroffenen Hirnarealen (der betroffenen Hemisphäre), als auch der Substitution und der Kompensation durch Areale beider Hemisphären, werden Bedeutung für die Erholung von Sprachfunktionen nach einem Schlaganfall beigemessen. Insgesamt gelang es, anhand von zwei hirnfunktionellen Indikatoren (fokale langsame Gehirnakti­vität und ereigniskorrelierte Potentiale), links-temporale Dysfunktionen, die mit eingeschränkten Sprach­funktionen kovariieren, abzubilden und eine Abnahme der Dys­funktionalität vor allem im ersten Jahr der Erholung nachzuweisen. EEG-Aufzeichnungen in Kombination mit Quellenanalysen eignen sich folglich zur Bestimmung und Lokalisierung dysfunktionaler Hirnbereiche sowie zur Beobachtung des Verlaufs von Rehabilitationsprozessen bei Aphasien.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache

The present study examined the course of language functions in aphasia following a left-hemispheric stroke. Neuropsychological measures of language functions were examined with the Aachener Aphasia Test battery (AAT) five times at 4-month intervals over a 2-year recovery period. In each session the EEG was recorded during a syntactic and a semantic categorization task (Dobel, 1999; Zobel 2000; Dobel et al., 2001; Härle et al., 2002).
Changes in language function were evaluated by comparing the measures of performance (median reaction time and error rate), speech correlated ERP patterns and focal slow activity in the 1-4 Hz frequency band. The findings were compared with those of healthy controls.
The patients showed typical patterns of language recovery. Language functions, evaluated by neuropsychological tests and measures of performance, improved most (lower error rate, faster reaction times, particularly in the syntax task) within the first year after the stroke, the time of spontaneous recovery. Over the same period, changes in pathological slow-wave activity were observed. No changes were observed during the second year after the stroke. The results support a significant reduction of delta amplitudes and delta dipole strength from the first to the third session (Hensel et al., 2004). Results suggest that abnormal slow waves in the vicinity of brain lesions may be related to impairment in brain function, and that their measurement may help to plot the course of functional recovery.
To study the event-related potentials, source localization was applied to estimate the approximate individual generator locations of the activity. During the first months after stroke the patients showed a progressive shift of language-related activation to the right hemisphere regions homologous to those affected by lesion. As recovery progressed and language functions improved the activity became more pronounced in the left hemisphere. This is in line with previous studies, which showed a take-over of linguistic functions by the contralateral, undamaged hemisphere in the course of recovery (e.g. Belin et al., 1996; Karbe et al., 1998; Heiss et al., 1997, 1999). However, these studies mainly observed continuing activation of the right hemisphere since left hemispheric regions are permanently impaired and recovery was rarely complete. Better language recovery was observed in individuals who showed re-activation of the left hemisphere or bilateral activation later in the course of recovery (Metter et al., 1992; Cao et al., 1999).
For the patients with good recovery, our results suggest changes in localization of the activity in the left temporal areas over time. This is in line with previous studies which found activation in the peri-infarct areas in the course of recovery (Naeser et al., 1987; Heiss et al. 1993; Fink, 1993; Musso et al., 1999; Cramer & Bastings, 2000).
In conclusion, the results suggest that changes in topographical patterns of language evoked activity may be related to functional recovery. Regression of functional de-activation (diaschisis), substitution, and/or compensation processes have been observed in aphasic patients within the first year after the stroke and parallel to improvement of language functions.
EEG recordings in combination with source imaging of abnormal brain waves may be a valuable tool in the investigation of the recovery of function after brain lesion in aphasic patients.

Fachgebiet (DDC)
150 Psychologie

Schlagwörter

Spontanerholung, Quellenanalyse, spontaneous recovery, source localization

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ISO 690HENSEL, Sandra, 2004. Lateralisierung sprachbezogener Prozesse bei Patienten mit Aphasien : Veränderungen im Verlauf der Rehabilitation [Dissertation]. Konstanz: University of Konstanz
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November 2, 2004
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