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Annäherung an Informationsutopien über offene Hypertextsysteme

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Erschienen in

WILLE, Rudolf, ed. and others. Begriffliche Wissensverarbeitung: Grundlagen und Aufgaben. Mannheim: BI-Wiss.-Verl., 1994, pp. 191-224

Zusammenfassung

Problemstellung -Mediatisierung und Diversifikation von Wissensprodukten
Der Umgang mit Wissen -dieser ohnehin, aber jetzt auch noch der Umgang mit Formen der Darstellung und Verteilung von Wissen -wird immer komplexer und komplizierter. Ursache hierfür ist ohne Frage die fortschreitende Informatisierung aller Lebensbereiche, also auch der intellektuellen Lebenswelten1. Die Formen der Herstellung und Verteilung von Wissensprodukten und -dienstleistungen stützen sich zunehmend auf unterschiedliche mediale Formen ab, so daß eine immer breitere Produktpalette auf dem Markt angeboten und verfügbar wird und es für diese unterschiedlichen Produkte eben auch unterschiedliche Verteilformen gibt. Bücher finden andere Märkte als Multimedia-Produkte oder Online-Banken. Beides zusammen kann man die Mediatisierung und Diversifikation der Wissensproduktion und -verteilung nennen.
Dadurch entsteht eine als paradox anmutende Situation: Der immer größer werdende Reichtum, zumindest die immer größer werdende Vielfalt an Wissensprodukten -sicherlich vom Prinzip her konzipiert, den Umgang mit Wissen zu erleichtern -erschwert diesen zunehmend. Ursache dafür ist, wie angedeutet, zum einen die breite Produktdiversifikation, die es selbst den informationswissenschaftlich ausgebildeten Spezialisten der Informationsverarbeitung (Informationsvermittler, Information Broker) [Kuhlen, Nagel 1993] kaum noch erlaubt, einen Überblick über die heterogene Angebotssituation zu behalten, zum anderen aber auch die mit der Mediatisierung einhergehenden neuen Formen des Umgangs mit Wissensprodukten. Die in vielen Generationen erworbene und weitergegebene Fähigkeit, sich Wissen aus überwiegend linear angeordneten Texten anzueignen, ist angesichts der Angebote elektronischer Informationsprodukte und -dienstleistungen nicht mehr ausreichend. Für sie ist eine andere Kompetenz erforderlich.
Die Möglichkeit, diese Mediatisierung und Produktdiversifikation einfach zu ignorieren, ist vielleicht in der Gegenwart gerade noch gegeben. Man -das ist wohl noch die Mehrheit der in Forschung, Entwicklung und Lehre Tätigen muß
bislang keine Online-Recherchen durchführen; man muß nicht seine Zeit mit den Basis-und Mehrwertdiensten des internationalen Wissenschaftsnetzes, Internet, verbringen, also mit email, mit Listservern oder Bulletin Boards, mit Online-Katalogen (OPACs), hierarchisch geordneten oder assoziativ verknüpften Übersichtssystemen (Gopher und WWWs (world wide webs)) (vgl. [Krol1992], [Aßfalg 1993], [Oßwald, Koch 1994]); man muß bislang nicht die Techniken nichtlinearer und multimedialer Wissensdarstellung und Informationserarbeitung in Hypertextsystemen beherrschen [Kuhlen 1991e]j und in nur sehr wenigen Situationen wird man bislang gezwungen, in schwierigen Entscheidungssituationen sich auf wissensbasierte Systeme, Expertensysteme, abzustützen.
Zunehmend mehr Menschen -in allen Lebensbereichen -müssen es aber, oder sie meinen, es zu müssen. Und wie die Industrialisierung unseres Alltags mit den Massenindustrieprodukten der Kühlschränke, Autos, Fernseher und Videos für uns alle (bis auf die wenigen Resistenten) zur nicht mehr revidierbaren Realität
geworden ist, so könnte auch, unter den gleichen Bedingungen einer liberalkapitalistischen Gesellschaftsordnung mit ihrem Bedürfnis nach neuen und zwar massenhaft verkaufbaren Produkten, die Informatisierung unserer intellektuellen Lebenswelt und vermutlich auch unserer Alltagswelt, zu einer eben solchen Realität werden. Diese Entwicklung in der Gänze zu vermeiden oder gar zu verbieten, wird nicht möglich sein. Deren Ausprägung geschieht jedoch nicht quasi naturwüchsig, sondern kann in mehr als nur den Details gestaltet werden.
Wir wollen uns in diesem Beitrag mit den Möglichkeiten offener Hypertextsysteme
beschäftigen, da dies ein besonderes Muster für den Umgang mit Wissen
und Information unter den Bedingungen informatisierter, telematisierter und mediatisierter Gegenwart ist. Wir wollen Potentiale und Restriktionen, Chancen und Risiken solcher Systeme offenlegen und zur Diskussion stellen und weiterhin
versuchen, die entsprechenden informationsutopischen Momente herauszugreifen.
Dazu wollen wir folgenden Weg gehen. Als erstes entwerfen wir in Abschnitt
2 ein kleines Szenario, in dem ausgemalt wird, wie die Arbeitssituation eines Wissenschaftlers zur Zeit schon aussehen kann (und zum Teil auch schon aussieht), wenn er sich auf die angesprochene Mediatisierung und Produktdiversifikation einläßt. Aus diesem Szenario, das in seiner Informationsleistung eher unbefriedigend ist, leiten wir einige Anforderungen ab, die wir später bei den offenen Hypertextsystemen überprüfen wollen. In Abschnitt 3 wollen wir uns knapp über ein Konzept von Informationsutopien verständigen und über ein weiteres Szenario Unterscheidungen zwischen Visionen, Fiktionen, Leitbildern und Utopien herausarbeiten, jedenfalls soweit wir dies für diesen Beitrag benötigen.

Zusammenfassung in einer weiteren Sprache

Fachgebiet (DDC)
020 Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Schlagwörter

Hypertextsystem, WITH, Informationsutopie

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Zitieren

ISO 690KUHLEN, Rainer, 1994. Annäherung an Informationsutopien über offene Hypertextsysteme. In: WILLE, Rudolf, ed. and others. Begriffliche Wissensverarbeitung: Grundlagen und Aufgaben. Mannheim: BI-Wiss.-Verl., 1994, pp. 191-224
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[Krol1992], [Aßfalg 1993], [Oßwald, Koch 1994]); man muß bislang nicht die Techniken nichtlinearer und multimedialer Wissensdarstellung und Informationserarbeitung in Hypertextsystemen beherrschen [Kuhlen 1991e]j und in nur sehr wenigen Situationen wird man bislang gezwungen, in schwierigen Entscheidungssituationen sich auf wissensbasierte Systeme, Expertensysteme, abzustützen.&lt;br /&gt;Zunehmend mehr Menschen -in allen Lebensbereichen -müssen es aber, oder sie meinen, es zu müssen. 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