Publikation: Somatisierung bei Opfern organisierter Gewalt
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Zusammenfassung
Opfer organisierter Gewalt gelten als schwer traumatisierte Personengruppe. Neben relativ gut dokumentierten Folgen wie der post-traumatischen Belastungsstörung (PTBS) und depressiven Reaktionen klagen viele Betroffene über somatische Beschwerden. Diese Arbeit widmet sich dem Ausmaß der körperlichen Symptomatik, der Art und Auftretenshäufigkeiten einzelner körperlicher Symptome, und untersucht darüber hinaus die Einflüsse einiger mit körperlicher Symptomatik zusammenhängender Variablen bei einer Gruppe von Flüchtlingen.
Nach einem Überblick über den Stand der Forschung zu somatischen Folgen traumatischer Erlebnisse und epidemiologischen Befunden zu Somatisierung werden drei theoretische Modelle zur Erklärung von körperlicher Symptomatik bei Opfern organisierter Gewalt erläutert und mögliche Risikofaktoren angeführt.
Da die PTBS mit vermehrt körperlichen Beschwerden assoziiert ist (Andreski, Chilcoat & Breslau, 1998; Friedman & Schnurr, 1995; Van Ommeren et al., 2002), sollte dieser Zusammenhang, auch unter der Berücksichtigung der drei Symptomuntergruppen der Störung, überprüft werden. Außerdem versucht die Untersuchung in der Diskussion der Frage, ob die PTBS unabhängig von Angst- und Depressionssymptomatik einen Einfluss auf körperliche Symptomatik ausübt, einen Beitrag zu leisten. Schließlich sollte der Einfluss folgender Risiko- bzw. protektiver Faktoren auf das Ausmaß der körperlichen Symptomatik untersucht werden: Ereignisschwere, Erfahrung von Folter und das Berichten über Details der traumatischen Erlebnisse ("Offenlegen").
Die Daten von 67 Flüchtlingen und 20 Kontrollpersonen, die in der Ambulanz für Flüchtlinge der Universität Konstanz im Zentrum für Psychiatrie Reichenau untersucht worden waren, gingen in die Studie ein. Erstere wurden nochmals unterteilt in die Gruppe der Flüchtlinge mit und ohne PTBS. Es konnte gezeigt werden, dass beide Flüchtlingsgruppen signifikant mehr körperliche Symptome aufwiesen als die Probanden der Kontrollgruppe. Flüchtlinge mit PTBS unterschieden sich jedoch entgegen der Erwartungen nicht signifikant von denjenigen ohne PTBS. Die am häufigsten vorkommenden Beschwerden waren in Einklang mit Befunden aus der Literatur Kopfschmerzen (96,5%), sexuelle Funktionsstörung (83,7%), Rückenschmerzen (82%), Schmerzen in Arm oder Bein (81%) und Schwäche (78%) (Goldfeld et al., 1988; Miller, 1992; Shrestha et al., 1998). Die Auftretenshäufigkeiten waren deutlich höher als in anderen Studien, was aber möglicherweise mit dem besonderen motivationalen Hintergrund der Stichprobe, sowie unterschiedlicher Stichprobengewinnung und Untersuchungsinstrumente zu erklären war. Nur zwischen Flüchtlingen mit PTBS und Kontrollpersonen bestanden signifikante Unterschiede hinsichtlich der meisten körperlichen Beschwerden.
Erwartungsgemäß ließ sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der PTBS Symptome, sowie der Summenscores der einzelnen Symptomuntergruppen der PTBS und der körperlichen Symptomatik feststellen. Auch erwies sich die PTBS als ein Prädiktor für körperliche Symptomatik. Unter Konstanthaltung von Angst- und Depressionssymptomatik konnte sie das Ausmaß der körperlichen Symptomatik jedoch nicht vorhersagen, was unter Umständen auf die Kollinearität dieser drei klinischen Variablen zurückzuführen war.
Wurden nur die Probanden mit mindestens einem traumatischen Erlebnis, d.h. alle Flüchtlinge bis auf einen, analysiert, ergab sich entgegen der Annahmen aus der Hypothese keine signifikante positive Korrelation zwischen Ereignisschwere und körperlicher Symptomatik. Auch Folteropfer zeigten nicht signifikant mehr körperliche Symptome als nicht gefolterte Flüchtlinge. Eine plausible Erklärung für diese letzten beiden Ergebnisse bezog sich darauf, dass die subjektive Bedeutung des traumatischen Ereignisses entscheidend für dessen Folgen ist. Außerdem wurde die Problematik der Operationalisierung des Konzepts der Ereignisschwere und der Kategorisierung in gefoltert/nicht gefoltert angesprochen.
Die Hypothese, dass Personen, die mit anderen über Details ihrer traumatischen Erlebnisse gesprochen hatten, unter weniger körperlichen Beschwerden litten, als Personen, die dies nicht getan hatten, fand durch die Ergebnisse keine Unterstützung. Auch hier war wiederum die post-hoc Aufteilung in die beiden Untersuchungsgruppen sowie die zur Kategorisierung verwendete Variable zu kritisieren.
Neben der eingeschränkten Repräsentativität der Stichprobe war die Befragungssituation mit dem komplexen Sprachübermittlungsprozess ein Problem der Studie, welches möglicherweise die Reliabilität und Validität der Daten beeinträchtigte.
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ISO 690
STELLFELD, Christine, 2004. Somatisierung bei Opfern organisierter Gewalt [Master thesis]BibTex
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Neben relativ gut dokumentierten Folgen wie der post-traumatischen Belastungsstörung (PTBS) und depressiven Reaktionen klagen viele Betroffene über somatische Beschwerden. Diese Arbeit widmet sich dem Ausmaß der körperlichen Symptomatik, der Art und Auftretenshäufigkeiten einzelner körperlicher Symptome, und untersucht darüber hinaus die Einflüsse einiger mit körperlicher Symptomatik zusammenhängender Variablen bei einer Gruppe von Flüchtlingen.<br />Nach einem Überblick über den Stand der Forschung zu somatischen Folgen traumatischer Erlebnisse und epidemiologischen Befunden zu Somatisierung werden drei theoretische Modelle zur Erklärung von körperlicher Symptomatik bei Opfern organisierter Gewalt erläutert und mögliche Risikofaktoren angeführt.<br />Da die PTBS mit vermehrt körperlichen Beschwerden assoziiert ist (Andreski, Chilcoat & Breslau, 1998; Friedman & Schnurr, 1995; Van Ommeren et al., 2002), sollte dieser Zusammenhang, auch unter der Berücksichtigung der drei Symptomuntergruppen der Störung, überprüft werden. Außerdem versucht die Untersuchung in der Diskussion der Frage, ob die PTBS unabhängig von Angst- und Depressionssymptomatik einen Einfluss auf körperliche Symptomatik ausübt, einen Beitrag zu leisten. Schließlich sollte der Einfluss folgender Risiko- bzw. protektiver Faktoren auf das Ausmaß der körperlichen Symptomatik untersucht werden: Ereignisschwere, Erfahrung von Folter und das Berichten über Details der traumatischen Erlebnisse ("Offenlegen").<br />Die Daten von 67 Flüchtlingen und 20 Kontrollpersonen, die in der Ambulanz für Flüchtlinge der Universität Konstanz im Zentrum für Psychiatrie Reichenau untersucht worden waren, gingen in die Studie ein. Erstere wurden nochmals unterteilt in die Gruppe der Flüchtlinge mit und ohne PTBS. Es konnte gezeigt werden, dass beide Flüchtlingsgruppen signifikant mehr körperliche Symptome aufwiesen als die Probanden der Kontrollgruppe. Flüchtlinge mit PTBS unterschieden sich jedoch entgegen der Erwartungen nicht signifikant von denjenigen ohne PTBS. Die am häufigsten vorkommenden Beschwerden waren in Einklang mit Befunden aus der Literatur Kopfschmerzen (96,5%), sexuelle Funktionsstörung (83,7%), Rückenschmerzen (82%), Schmerzen in Arm oder Bein (81%) und Schwäche (78%) (Goldfeld et al., 1988; Miller, 1992; Shrestha et al., 1998). Die Auftretenshäufigkeiten waren deutlich höher als in anderen Studien, was aber möglicherweise mit dem besonderen motivationalen Hintergrund der Stichprobe, sowie unterschiedlicher Stichprobengewinnung und Untersuchungsinstrumente zu erklären war. Nur zwischen Flüchtlingen mit PTBS und Kontrollpersonen bestanden signifikante Unterschiede hinsichtlich der meisten körperlichen Beschwerden.<br />Erwartungsgemäß ließ sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der PTBS Symptome, sowie der Summenscores der einzelnen Symptomuntergruppen der PTBS und der körperlichen Symptomatik feststellen. Auch erwies sich die PTBS als ein Prädiktor für körperliche Symptomatik. Unter Konstanthaltung von Angst- und Depressionssymptomatik konnte sie das Ausmaß der körperlichen Symptomatik jedoch nicht vorhersagen, was unter Umständen auf die Kollinearität dieser drei klinischen Variablen zurückzuführen war.<br />Wurden nur die Probanden mit mindestens einem traumatischen Erlebnis, d.h. alle Flüchtlinge bis auf einen, analysiert, ergab sich entgegen der Annahmen aus der Hypothese keine signifikante positive Korrelation zwischen Ereignisschwere und körperlicher Symptomatik. Auch Folteropfer zeigten nicht signifikant mehr körperliche Symptome als nicht gefolterte Flüchtlinge. Eine plausible Erklärung für diese letzten beiden Ergebnisse bezog sich darauf, dass die subjektive Bedeutung des traumatischen Ereignisses entscheidend für dessen Folgen ist. Außerdem wurde die Problematik der Operationalisierung des Konzepts der Ereignisschwere und der Kategorisierung in gefoltert/nicht gefoltert angesprochen.<br />Die Hypothese, dass Personen, die mit anderen über Details ihrer traumatischen Erlebnisse gesprochen hatten, unter weniger körperlichen Beschwerden litten, als Personen, die dies nicht getan hatten, fand durch die Ergebnisse keine Unterstützung. Auch hier war wiederum die post-hoc Aufteilung in die beiden Untersuchungsgruppen sowie die zur Kategorisierung verwendete Variable zu kritisieren.<br />Neben der eingeschränkten Repräsentativität der Stichprobe war die Befragungssituation mit dem komplexen Sprachübermittlungsprozess ein Problem der Studie, welches möglicherweise die Reliabilität und Validität der Daten beeinträchtigte.</dcterms:abstract> <dspace:hasBitstream rdf:resource="https://kops.uni-konstanz.de/bitstream/123456789/10880/1/Stellfeld.pdf"/> <dc:creator>Stellfeld, Christine</dc:creator> <bibo:uri rdf:resource="http://kops.uni-konstanz.de/handle/123456789/10880"/> <dcterms:available rdf:datatype="http://www.w3.org/2001/XMLSchema#dateTime">2011-03-25T09:23:31Z</dcterms:available> </rdf:Description> </rdf:RDF>