Fairness von Studierfähigkeitstests : Ausmaß und Gründe für die Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen
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In attraktiven Studiengängen übersteigen die Bewerberzahlen die zur Verfügung stehenden Studienplätze bei Weitem. Die Hochschulen müssen immer häufiger entscheiden, welche Studienbewerber sie aufnehmen wollen. Im Rahmen hochschuleigener Auswahlverfahren setzen deutsche Hochschulen neben der Abiturnote zunehmend Studierfähigkeitstests ein, welche sich in anderen Ländern seit Jahren etabliert haben. Die Tests haben damit einen Einfluss auf den Berufsweg von zahlreichen Studieninteressierten, weshalb hohe Fairnessanforderungen an die Tests gestellt werden. Amerikanische Studien liefern jedoch Hinweise, dass Studierfähigkeitstests die Studienleistungen von Frauen unterschätzen (d. h. eine geschlechtsspezifische differenzielle Prognose aufweisen; Young & Kobrin, 2001). Diese Annahme wird in der vorliegenden Arbeit auf ihre Generalisierbarkeit überprüft (Frage I). Zusätzlich wird untersucht, inwiefern sich die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose auch für ausgewählte deutschsprachige Studierfähigkeitstests zeigt (Frage II), ob die Mitberücksichtigung der Abiturnote die Vorhersage-Fairness günstig beeinflusst und wenn ja, woran dies liegt (Frage III) und wie eine solche geschlechtsspezifische Unterschätzung des Studienerfolgs erklärt werden kann (Frage IV). Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt anhand dreier Studien:
In der ersten Studie (Kapitel 3) wird der aktuelle Forschungsstand zur geschlechts-spezifischen differenziellen Prognose von Studienleistungen durch Studierfähigkeitstests (sowie durch Test und Abiturnote gemeinsam) in einer Metaanalyse zusammengefasst. Ferner werden Variablen identifiziert, die das Auftreten von differenzieller Prognose moderieren. Aufbauend auf den Ergebnissen der Metaanalyse wird in einer zweiten Studie untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale neben den kognitiven Fähigkeiten den Abiturerfolg von Frauen und Männern determinieren und damit zu einer fairen Vorhersage des Studienerfolgs beitragen (Kapitel 4). In der dritten und letzten Studie wird an einer großen Erstsemester-Stichprobe längsschnittlich die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose von zwei deutschsprachigen Studierfähigkeitstests analysiert.
Außerdem wird getestet, ob die differenzielle Prognose alle Leistungsbereiche gleich stark betrifft und inwieweit Persönlichkeitsunterschiede die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose erklären (Kapitel 5).
Zusammenfassend liefern die durchgeführten Studien folgende Antworten auf die formulierten Forschungsfragen.
Zu Frage I: Die Metaanalyse bestätigt eine generalisierbare Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen durch Studierfähigkeitstests im Umfang von d = .14. Zusätzlich kann in der dritten Studie zum ersten Mal gezeigt werden, dass die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose im oberen Leistungsbereich besonders stark ausfällt, d. h. Frauen werden insbesondere bei strengen Selektionsquoten durch Studierfähigkeitstests benachteiligt.
Zu Frage II: Die dritte Studie zeigt, dass auch die eingesetzten deutschen Studierfähigkeitstests die Studienleistungen von Frauen unterschätzen. Das Ausmaß der Unterschätzung liegt hierbei im Bereich der Ergebnisse der Metaanalyse.
Zu Frage III: Dass die Vorhersage des Studienerfolgs anhand eines Studierfähigkeitstests kombiniert mit der Abiturnote fairer ausfällt als durch einen Studierfähigkeitstest alleine, bestätigen sowohl die Ergebnisse der Metaanalyse als auch die Befunde der dritten Studie. Dies lässt vermuten, dass die Abiturnote neben den kognitiven Fähigkeiten auch Persönlichkeitsmerkmale wie Leistungsmotivation miterfasst, die entscheidend dafür sind, dass Frauen das vorhandene kognitive Potential besser in gute Studienleistungen umsetzen können. Die zweite Studie bestätigt diese Annahme.
Zu Frage IV: Weder das Testalter noch geschlechtsspezifische Mittelwerts-unterschiede im Test und in den Studiennoten können die Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen durch Studierfähigkeitstests in der Metaanalyse vollständig aufklären, es zeigt sich jedoch für Undergraduate-Tests eine stärkere Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen als für Graduate-Tests. Frauen und Männer, die sich für ein Graduate-Studium entscheiden, scheinen homogener in Bezug auf ihre Persönlichkeitseigenschaften zu sein als Undergraduate-Studenten. Befunde aus Studie drei stützen diese Hypothese. Wenn die Persönlichkeitsmerkmale Selbstdisziplin oder Leistungsmotivation bei der Vorhersage des Studienerfolgs berücksichtigt werden kann sich die differenzielle Prognose von Studierfähigkeitstests verringern.
Für die Praxis machen die gewonnenen Erkenntnisse deutlich, dass der alleinige Einsatz von Studierfähigkeitstests besonders im Zusammenhang mit strengen Selektionsquoten problematisch ist und möglichst schon bereits bei der Testentwicklung bzw. bei der Konzeption des Auswahlverfahrens auf die Genderfairness geachtet werden sollte.
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FISCHER, Franziska, 2013. Fairness von Studierfähigkeitstests : Ausmaß und Gründe für die Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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Zusätzlich wird untersucht, inwiefern sich die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose auch für ausgewählte deutschsprachige Studierfähigkeitstests zeigt (Frage II), ob die Mitberücksichtigung der Abiturnote die Vorhersage-Fairness günstig beeinflusst und wenn ja, woran dies liegt (Frage III) und wie eine solche geschlechtsspezifische Unterschätzung des Studienerfolgs erklärt werden kann (Frage IV). Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt anhand dreier Studien:<br /><br />In der ersten Studie (Kapitel 3) wird der aktuelle Forschungsstand zur geschlechts-spezifischen differenziellen Prognose von Studienleistungen durch Studierfähigkeitstests (sowie durch Test und Abiturnote gemeinsam) in einer Metaanalyse zusammengefasst. Ferner werden Variablen identifiziert, die das Auftreten von differenzieller Prognose moderieren. Aufbauend auf den Ergebnissen der Metaanalyse wird in einer zweiten Studie untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale neben den kognitiven Fähigkeiten den Abiturerfolg von Frauen und Männern determinieren und damit zu einer fairen Vorhersage des Studienerfolgs beitragen (Kapitel 4). In der dritten und letzten Studie wird an einer großen Erstsemester-Stichprobe längsschnittlich die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose von zwei deutschsprachigen Studierfähigkeitstests analysiert.<br /><br />Außerdem wird getestet, ob die differenzielle Prognose alle Leistungsbereiche gleich stark betrifft und inwieweit Persönlichkeitsunterschiede die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose erklären (Kapitel 5).<br /><br />Zusammenfassend liefern die durchgeführten Studien folgende Antworten auf die formulierten Forschungsfragen.<br /><br /><br />Zu Frage I: Die Metaanalyse bestätigt eine generalisierbare Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen durch Studierfähigkeitstests im Umfang von d = .14. Zusätzlich kann in der dritten Studie zum ersten Mal gezeigt werden, dass die geschlechtsspezifische differenzielle Prognose im oberen Leistungsbereich besonders stark ausfällt, d. h. Frauen werden insbesondere bei strengen Selektionsquoten durch Studierfähigkeitstests benachteiligt.<br /><br /><br />Zu Frage II: Die dritte Studie zeigt, dass auch die eingesetzten deutschen Studierfähigkeitstests die Studienleistungen von Frauen unterschätzen. Das Ausmaß der Unterschätzung liegt hierbei im Bereich der Ergebnisse der Metaanalyse.<br /><br /><br />Zu Frage III: Dass die Vorhersage des Studienerfolgs anhand eines Studierfähigkeitstests kombiniert mit der Abiturnote fairer ausfällt als durch einen Studierfähigkeitstest alleine, bestätigen sowohl die Ergebnisse der Metaanalyse als auch die Befunde der dritten Studie. Dies lässt vermuten, dass die Abiturnote neben den kognitiven Fähigkeiten auch Persönlichkeitsmerkmale wie Leistungsmotivation miterfasst, die entscheidend dafür sind, dass Frauen das vorhandene kognitive Potential besser in gute Studienleistungen umsetzen können. Die zweite Studie bestätigt diese Annahme.<br /><br /><br />Zu Frage IV: Weder das Testalter noch geschlechtsspezifische Mittelwerts-unterschiede im Test und in den Studiennoten können die Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen durch Studierfähigkeitstests in der Metaanalyse vollständig aufklären, es zeigt sich jedoch für Undergraduate-Tests eine stärkere Unterschätzung der Studienleistungen von Frauen als für Graduate-Tests. Frauen und Männer, die sich für ein Graduate-Studium entscheiden, scheinen homogener in Bezug auf ihre Persönlichkeitseigenschaften zu sein als Undergraduate-Studenten. Befunde aus Studie drei stützen diese Hypothese. Wenn die Persönlichkeitsmerkmale Selbstdisziplin oder Leistungsmotivation bei der Vorhersage des Studienerfolgs berücksichtigt werden kann sich die differenzielle Prognose von Studierfähigkeitstests verringern.<br /><br />Für die Praxis machen die gewonnenen Erkenntnisse deutlich, dass der alleinige Einsatz von Studierfähigkeitstests besonders im Zusammenhang mit strengen Selektionsquoten problematisch ist und möglichst schon bereits bei der Testentwicklung bzw. bei der Konzeption des Auswahlverfahrens auf die Genderfairness geachtet werden sollte.</dcterms:abstract> <dcterms:available rdf:datatype="http://www.w3.org/2001/XMLSchema#dateTime">2013-03-18T10:28:33Z</dcterms:available> <dcterms:isPartOf rdf:resource="https://kops.uni-konstanz.de/server/rdf/resource/123456789/43"/> <dc:rights>terms-of-use</dc:rights> <void:sparqlEndpoint rdf:resource="http://localhost/fuseki/dspace/sparql"/> <foaf:homepage rdf:resource="http://localhost:8080/"/> </rdf:Description> </rdf:RDF>