"Sie wären eine lange Familie gewesen" : das Zugehörigkeitserleben in Obhut genommener Vorschulkinder in der MacArthur Story Stem Battery
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Zusammenfassung
Das Erleben von Zugehörigkeit unterstützt in der frühen Kindheit Entwicklungsprozesse von Selbstkohärenz und Identität, die durch eine Platzierung zunächst jäh unterbrochen werden (Baumeister & Leary, 1995; Lichtenberg, Lachmann, & Fosshage, 2011). Studien belegen günstigere Entwicklungsverläufe, wenn platzierte Kinder und Jugendliche in der Pflegefamilie familiale Zugehörigkeit erfuhren (Schofield & Beek, 2005), oder wenn Pflegemütter die Beziehung zu ihnen anvertrauten Kleinkindern als für sich bedeutungsvoll und langfristig verbindlich betrachteten (Commitment, Bernard & Dozier, 2011). Da für das Vorschulalter keine vergleichbaren Studien vorlagen, Kinder aber gerade dann langfristig stabile Vorstellungen von sozialer Zugehörigkeit und Identität entwickeln, wurde in dieser Dissertation untersucht, wie Vorschulkinder, die in Heimen und Pflegefamilien leben, die Zugehörigkeit zu ihren komplexen Beziehungswelten erleben und mitkonstruieren. An der vorliegenden explorativen Studie nahmen 16 Kinder zwischen 3,5 und 6 Jahren und ihre Bezugspersonen aus verschiedenen Kantonen der deutschsprachigen Schweiz teil. Die Vorstellungen der Kinder von Selbst, Beziehung und Zugehörigkeit wurden mit dem Geschichtenstammverfahren der MacArthur Story Stem Battery (MSSB, Bretherton & Page, 2004) in einer, an ihre Lebenssituation adaptierten 2-Haus-Situation erfasst und nach strukturellen und inhaltlichen Kriterien ausgewertet. Pflegeeltern und Heimerziehende schätzten zudem die psychische Befindlichkeit der Kinder mit der Child Behaviour Checklist (CBCL 1½-5, Achenbach & Rescorla, 2000) und dem Fragebogen zur Erfassung Sozialer Kompetenzen (SOCOMP, Perren, 2008) ein und wurden in einem semistrukturierten Interview zu ihrer Sicht auf das Zugehörigkeitserleben der Kinder und die Platzierung befragt. Aus diesen Daten und den Manifestationen der Kinder in der MSSB wurden bivariate Korrelationsanalysen berechnet und deren Resultate in klinisch-explorativen Einzelfallanalysen nachverfolgt. Die Ergebnisse der kleinen, und nach Setting und Geschlecht ungleich verteilten, Stichprobe lagen nahe bei den oben erwähnten Studienresultaten (Bernhard & Dozier, 2001; Schofield & Beek, 2005). So zeigten Kinder, deren Fallverantwortliche und Bezugspersonen die Platzierung als langfristig einschätzten, deutlich kohärentere Narrative und häufiger Kooperation im Umgang mit der 2-Haus-Situation als Kinder, deren Platzierungsperspektive ungeklärt war. In solchen Fällen standen dagegen zuverlässige Kontakte zur Mutter mit der selteneren Verwendung von Verlusthemen in Zusammenhang. Während Mädchen in Normstichproben kohärentere Narrative als Jungen konstruieren, folgte die Kohärenz in dieser Studie eher dem (Pflegefamilien-)Setting als dem Geschlecht. Mädchen nahmen dabei öfter den Konflikt einer Geschichte und Zugehörigkeitsthemen auf, Jungen neigten dazu, die 2-Haus-Situation zu vermeiden. Insgesamt stellten die Kinder in der MSSB häufiger positive Erwachsene dar als Gleichaltrige, aber auch ungewöhnlich viele Themen von Angst und Dissoziation. Sieben Kinder wurden in der CBCL 1½-5 als internalisierend oder gesamthaft klinisch belastet eingeschätzt. Sie thematisierten in ihren Narrativen häufiger Themen von Ausschluss/Verlust und Konfusion. Eine hohe Sensitivität der Bezugspersonen für das Zugehörigkeitserleben der Kinder korrespondierte in der MSSB mit positiven Selbstrepräsentationen und weniger emotional belastetem Verhalten in der Testsituation. Ein hohes Commitment der Bezugspersonen korrelierte mit kohärenteren Narrativen, Themen von Zugehörigkeit sowie Repräsentationen einer klassischen Erwachsenen-Kind-Beziehungshierarchie in der MSSB. Die klinisch explorative Analyse von Einzelfällen zeigte jedoch, dass eine hohe Sensitivität der Bezugspersonen ohne Commitment nicht mit Kohärenz einherging und Commitment ohne Sensitivität für die Sicht des Kindes auf seine Beziehungswelten mit Belastung und Scham in den Narrativen verbun-den war. Die explorativ gewonnenen und nicht repräsentativen Ergebnisse legen dennoch nahe, dass platzierte Vorschulkinder sowohl auf langfristig zugewandte Bezugspersonen (Commitment) wie auf deren Sensitivität für die kindliche Sicht angewiesen sind, damit die Kinder sich in ihren komplexen Beziehungswelten positionieren und diese einordnen können.
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ISO 690
MÖGEL WESSELY, Maria, 2019. "Sie wären eine lange Familie gewesen" : das Zugehörigkeitserleben in Obhut genommener Vorschulkinder in der MacArthur Story Stem Battery [Dissertation]. Konstanz: University of KonstanzBibTex
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Studien belegen günstigere Entwicklungsverläufe, wenn platzierte Kinder und Jugendliche in der Pflegefamilie familiale Zugehörigkeit erfuhren (Schofield & Beek, 2005), oder wenn Pflegemütter die Beziehung zu ihnen anvertrauten Kleinkindern als für sich bedeutungsvoll und langfristig verbindlich betrachteten (Commitment, Bernard & Dozier, 2011). Da für das Vorschulalter keine vergleichbaren Studien vorlagen, Kinder aber gerade dann langfristig stabile Vorstellungen von sozialer Zugehörigkeit und Identität entwickeln, wurde in dieser Dissertation untersucht, wie Vorschulkinder, die in Heimen und Pflegefamilien leben, die Zugehörigkeit zu ihren komplexen Beziehungswelten erleben und mitkonstruieren. An der vorliegenden explorativen Studie nahmen 16 Kinder zwischen 3,5 und 6 Jahren und ihre Bezugspersonen aus verschiedenen Kantonen der deutschsprachigen Schweiz teil. Die Vorstellungen der Kinder von Selbst, Beziehung und Zugehörigkeit wurden mit dem Geschichtenstammverfahren der MacArthur Story Stem Battery (MSSB, Bretherton & Page, 2004) in einer, an ihre Lebenssituation adaptierten 2-Haus-Situation erfasst und nach strukturellen und inhaltlichen Kriterien ausgewertet. Pflegeeltern und Heimerziehende schätzten zudem die psychische Befindlichkeit der Kinder mit der Child Behaviour Checklist (CBCL 1½-5, Achenbach & Rescorla, 2000) und dem Fragebogen zur Erfassung Sozialer Kompetenzen (SOCOMP, Perren, 2008) ein und wurden in einem semistrukturierten Interview zu ihrer Sicht auf das Zugehörigkeitserleben der Kinder und die Platzierung befragt. Aus diesen Daten und den Manifestationen der Kinder in der MSSB wurden bivariate Korrelationsanalysen berechnet und deren Resultate in klinisch-explorativen Einzelfallanalysen nachverfolgt. Die Ergebnisse der kleinen, und nach Setting und Geschlecht ungleich verteilten, Stichprobe lagen nahe bei den oben erwähnten Studienresultaten (Bernhard & Dozier, 2001; Schofield & Beek, 2005). So zeigten Kinder, deren Fallverantwortliche und Bezugspersonen die Platzierung als langfristig einschätzten, deutlich kohärentere Narrative und häufiger Kooperation im Umgang mit der 2-Haus-Situation als Kinder, deren Platzierungsperspektive ungeklärt war. In solchen Fällen standen dagegen zuverlässige Kontakte zur Mutter mit der selteneren Verwendung von Verlusthemen in Zusammenhang. Während Mädchen in Normstichproben kohärentere Narrative als Jungen konstruieren, folgte die Kohärenz in dieser Studie eher dem (Pflegefamilien-)Setting als dem Geschlecht. Mädchen nahmen dabei öfter den Konflikt einer Geschichte und Zugehörigkeitsthemen auf, Jungen neigten dazu, die 2-Haus-Situation zu vermeiden. Insgesamt stellten die Kinder in der MSSB häufiger positive Erwachsene dar als Gleichaltrige, aber auch ungewöhnlich viele Themen von Angst und Dissoziation. Sieben Kinder wurden in der CBCL 1½-5 als internalisierend oder gesamthaft klinisch belastet eingeschätzt. Sie thematisierten in ihren Narrativen häufiger Themen von Ausschluss/Verlust und Konfusion. Eine hohe Sensitivität der Bezugspersonen für das Zugehörigkeitserleben der Kinder korrespondierte in der MSSB mit positiven Selbstrepräsentationen und weniger emotional belastetem Verhalten in der Testsituation. Ein hohes Commitment der Bezugspersonen korrelierte mit kohärenteren Narrativen, Themen von Zugehörigkeit sowie Repräsentationen einer klassischen Erwachsenen-Kind-Beziehungshierarchie in der MSSB. Die klinisch explorative Analyse von Einzelfällen zeigte jedoch, dass eine hohe Sensitivität der Bezugspersonen ohne Commitment nicht mit Kohärenz einherging und Commitment ohne Sensitivität für die Sicht des Kindes auf seine Beziehungswelten mit Belastung und Scham in den Narrativen verbun-den war. Die explorativ gewonnenen und nicht repräsentativen Ergebnisse legen dennoch nahe, dass platzierte Vorschulkinder sowohl auf langfristig zugewandte Bezugspersonen (Commitment) wie auf deren Sensitivität für die kindliche Sicht angewiesen sind, damit die Kinder sich in ihren komplexen Beziehungswelten positionieren und diese einordnen können.</dcterms:abstract> <dspace:isPartOfCollection rdf:resource="https://kops.uni-konstanz.de/server/rdf/resource/123456789/43"/> <void:sparqlEndpoint rdf:resource="http://localhost/fuseki/dspace/sparql"/> <dc:contributor>Mögel Wessely, Maria</dc:contributor> <dc:rights>terms-of-use</dc:rights> <dcterms:available rdf:datatype="http://www.w3.org/2001/XMLSchema#dateTime">2019-05-10T12:45:49Z</dcterms:available> </rdf:Description> </rdf:RDF>