Forensische Risikokalkulationen : Grundlegende methodische Aspekte zur Beurteilung der Anwendbarkeit und Validität verschiedener Verfahren
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Zusammenfassung
Bei der Diskussion der Validität prognostischer Verfahren wird vorwiegend auf die aus der Testpsychologie bekannten Testgütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) Bezug genommen. Kaum berücksichtigt wird hingegen, dass die Validierung forensischer Risikokalkulationen zu einer Reihe besonderer methodischer Herausforderungen führt: So münden Risikokalkulationen in Wahrscheinlichkeitsaussagen, die eine qualitative (welche Straftat) und eine quantitative Aussage (mit welcher Wahrscheinlichkeit) beinhalten. Die Vernachlässigung des probabilistischen Charakters von Risikokalkulationen führt zu methodisch fehlerhaften Annahmen über die prädiktive Validität eines Instrumentes und die Auswahl geeigneter statistischer Prüfverfahren. So gilt die ROC-Analyse für die Validierung von Prognoseinstrumenten als “state of the art”. Dieses Verfahren wird jedoch dem probabilistischen Charakter der Prognose nicht gerecht, indem z. B. Aspekte der Kalibrierung nicht berücksichtigt werden. Das kann dazu führen, dass ein hoher ROC Wert mit einer schlechten Validität einhergeht. Ferner wurde häufig nicht zwischen verschiedenen deliktspezifischen Risiken (z. B. allgemeine Rückfälligkeit vs. spezifische Rückfälligkeit) differenziert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Gütekriterien von prognostischen Verfahren unter methodischen Gesichtspunkten aber auch unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit von Instrumenten für den Praktiker diskutiert und zusammenfassend dargestellt. Viele dieser Kriterien sind bislang in der wissenschaftlichen Diskussion vernachlässigt worden, obwohl sie für die Beurteilung des Indikationsspektrums und der Validität eines Verfahrens von Bedeutung sind.
Zusammenfassung in einer weiteren Sprache
Risk assessment instruments have been the subject of a number of validation studies which have mainly examined the psychometric properties known primarily from psychological test development (objectivity, reliability and validity). Hardly any attention was paid to the fact that validation of forensic risk assessment instruments is confronted with a whole row of methodical challenges. Risk assessments include a quantitative and a qualitative component in that they state the probability (quantitative) of a particular offense (qualitative) to occur. To disregard the probabilistic nature of risk calculations leads to methodically faulty assumptions on the predictive validity of an instrument and what represents a suitable statistical method to test it. For example, ROC analyses are considered to be state of the art in the validation of risk assessment instruments. This method does however not take into account the probabilistic nature of prognoses and its results can be interpreted only to a limited degree. ROC analyses for example disregard certain aspects of an instrument’s calibration which might lead in an instrument’s validation to high ROC values while demonstrating only low validity. Further shortcomings of validation studies are that they ignore changes of risk dispositions or that they don’t differentiate between offense specific risks (e. g. any recidivism vs. violent or sexual recidivism). The paper discusses and reviews different quality criteria of risk assessment instruments in view of methodological as well as practical issues. Many of these criteria have been ignored so far in the scientific discourse even though they are essential to the evaluation of the validity and the scope of indication of an instrument.
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URBANIOK, Frank, T. RINNE, L. HELD, Astrid ROSSEGGER, Jérôme ENDRASS, 2008. Forensische Risikokalkulationen : Grundlegende methodische Aspekte zur Beurteilung der Anwendbarkeit und Validität verschiedener Verfahren. In: Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie. 2008, 76(8), pp. 470-477. ISSN 0015-8194. eISSN 1439-3522. Available under: doi: 10.1055/s-2008-1038228BibTex
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